
„Sondheim’s Old Friends“ würdigt den legendären Komponisten
Auch wenn „Sondheim’s Old Friends“ erst Anfang April Premiere hatte: Es scheint keinen besseren Weg zu geben, diese ungewöhnlich aufregende Broadway-Spielzeit 2024/25 zu Ende zu bringen, als diese Revue in den höchsten Tönen zu loben – eine Hommage an einen der größten aller Musicalkomponisten.
Die von Produzent Cameron Mackintosh zuerst in London und jetzt in New York produzierte Revue ist ein kluges, intelligent zusammengestelltes Kompendium vieler bekannten Nummern aus Sondheims erfolgreichsten Musicals, darunter „Company“, „A Little Night Music“, „Follies“, „Sweeney Todd“, „Into the Woods“, „Merrily We Roll Along“, „Gypsy“ und „West Side Story“ – insgesamt mehr als 40 Songs, die in einer gut durchdachten musikalischen Linie einer nach dem anderen aufgeführt werden, ohne dass sie ein spezieller Dialog miteinander verbände. Als eine Hommage an diesen großen Komponisten ist dieser Abend ein vollkommener Erfolg.
Das große Ensemble bestens ausgebildeter Darsteller wird angeführt von Bernadette Peters, die durch ihre Hauptrollen in den Originalproduktionen von „Sunday in the Park …“ und „Into the Woods“ berühmt wurde, sowie von Lea Salonga, einst in „Miss Saigon“ entdeckt und zuletzt in „Here Lies Love“ zu sehen. Die beiden Stars teilen sich die Eröffnungsnummer „Side by Side“ und einige weitere Songs wie „Children Will Listen“ und „Old Friends“. Sie stehen auch einzeln im Mittelpunkt, Peters mit „I Know Things Now / Bounce“, „Send in the Clowns“ und „Losing my Mind“, Salonga mit „Loving You“, „The Worst Pies in London“, „Somewhere“ und „Everything’s Coming Up Roses“.
Ansonsten mischen sie sich oft unter die Nebendarsteller, in denen ebenso bemerkenswerte Solisten zu hören sind: Jason Pennycooke etwa mit „Live Alone and Like It“, einem Song, den Sondheim für den Film „Dick Tracy“ schrieb, und mit „Buddy’s Blues“ aus „Follies“. Oder Jeremy Secomb mit mehreren Songs aus „Sweeney Todd“, Jasmine Forsberg mit „On the Steps of the Palace“, Gavin Lee mit „Could I Leave You“, Bonnie Langford mit „I’m Still Here“, Beth Leavel mit „The Ladies Who Lunch“ oder Kate Jennings Grant in dem urkomischen „The Boy From …“, einer Parodie auf „The Girl from Ipanema“, die Sondheim 1966 für die Off-Broadway-Produktion „The Mad Show“ schrieb. Die 17 Sängerinnen und Sänger, die sich die Bühne mit den beiden Stars teilen, sind ausnehmend exzellent und beweisen ihrerseits ihr Können mit Flair und Begabung.
Die kluge Inszenierung von Matthew Bourne führt alle ausgewählten musikalischen Momente sinnvoll zusammen und verleiht der Revue die nötige Substanz, um ihr Publikum zu bezaubern. Das Bühnenbild von Matt Kinley, das Lichtdesign von Warren Letton und die Kostüme von Jill Parker sorgen für den zusätzlichen Touch hoher Qualität. Das Sondheim-Orchester spielt unter der lebhaften Leitung von Annbritt duChateau die Original-Orchestrierungen von Jonathan Tunick.
In der Vergangenheit gab es bereits mehrere Konzerte, die Fans des Komponisten und bekannte Stars in der Liebe zu seinen Songs vereinten. Aber das waren einmalige Aufführungen, die einzig in begehrten Aufnahmen überlebt haben. „Old Friends“ ragt definitiv heraus und wird zweifellos noch viel länger Eindruck machen, denn immer noch begeistert Sondheim mit seiner Anziehungskraft die Fans des Musicalgenres.
(Übersetzung: Angela Reinhardt)Musikalische Leitung: Annbritt duChateau • Regie und Musical Staging: Matthew Bourne • Choreografie: Stephen Mear • Bühne: Matt Kinley • Kostüme: Jill Parker • Licht: Warren Letton • Sounddesign: Mick Poter • Mit: Bernadette Peters, Lea Salonga, Jacob Dickey, Kevin Earley, Jasmine Forsberg, Kate Jennings Grant, Bonnie Langford, Beth Leavel, Gavin Lee, Jason Pennycooke, Joanna Riding, Jeremy Secomb, Kyle Selig, Maria Wirries, Daniel Yearwood, Paige Faure, Alexa Lopez, Greg Mills, Peter Neureuther
Aufmacherfoto: Matthew Murphy