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Once

Musik rettet Leben

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Württembergische Landesbühne Esslingen
von
Glen Hansard und Markéta Irglová (Musik und Gesangstexte)
Enda Walsh (Buch)
Regie
Andreas Kloos
Uraufführung
2011

Irischer Folk-Rock und sympathische Underdogs in „Once“

Nach der deutschen Erstaufführung 2021 in Hamburg scheint die Esslinger Produktion von „Once“ tatsächlich erst die zweite Inszenierung des mehrfach Tony-gekrönten „Best Musical“ aus dem Jahr 2012 hierzulande zu sein. Warum es so lange gedauert hat, bis es die bittersüße Liebesgeschichte um einen desillusionierten Straßenmusiker und eine Klavierspielerin überhaupt auf unsere Bühnen geschafft hat, bleibt ein Rätsel. Schließlich war der gleichnamige Independent-Film auch bei uns ein großer Erfolg, das Lied „Falling Slowly“ gewann sogar den Oscar als bester Filmsong. Vielleicht ist die Besetzung für das deutsche Theatersystem noch zu ungewöhnlich, denn wie in London oder am Broadway schon öfter praktiziert, spielen hier die Darstellerinnen und Darsteller auch sämtliche Instrumente. Die furchtlosen Multitalente der Esslinger Landesbühne nehmen diese Herausforderung locker an, sämtliche Mitwirkende übernehmen eines oder mehrere Instrumente.

Die zwei Hauptfiguren von „Once“ haben nicht einmal Namen – „Typ“ und „Mädchen“ heißen sie auf der Besetzungsliste. Er wurde von seiner Freundin und vom Karriereglück verlassen, wohnt wieder beim Vater und repariert Staubsauger; sie lebt beengt mit Mutter und kleiner Tochter, verdient ihr Geld mit Gelegenheitsjobs. Sie sammelt ihn auf der Straße auf, als er sich gerade umbringen will, nervt ihn mit Fragen zu seiner Musik und ermuntert ihn schließlich, die Songs aufzunehmen und es noch einmal zu versuchen – mit der Freundin und mit der Musik. Dass beide sich ineinander verlieben, gestehen sie sich kaum ein, ein Happy End gibt es nur für die Musik.

Der irische Dramatiker Enda Walsh hat das Drehbuch auf Musical-Länge erweitert, indem er vor allem die Nebenfiguren weiter ausbaute: die schrägen tschechischen Mitbewohner des Mädchens, den Besitzer des Instrumentenladens oder den sehr lustigen Banker, von dem sich der Typ einen Kredit für die Miete des Aufnahmestudios ersingt. Manche Szenen hätten nicht sein müssen, aber die kurzen, manchmal recht exzentrischen Auftritte bilden einen schönen Kontrast zum melancholischen Zauber der ungewissen Beziehung zwischen den beiden Protagonisten.

Die Songs stammen von Glen Hansard und Markéta Irglová, den Hauptdarstellern des Films, für das Musical schrieben sie noch einige neue. Es ist Songwriter-Musik, meist im irischen Folkrock-Stil, manchmal auch mit tschechischen Folklore-Klängen: wütende oder flehende Love-Songs, sprudelnde Instrumental-Nummern oder leise, in sich gekehrte Klavierballaden des Mädchens. Übersetzt wurden sie von Sabine Ruflair und immer wieder staunt man, wie perfekt die Lieder, obwohl sie nie aus der Handlung heraus, sondern quasi immer als „Auftritte“ gesungen werden, in die Dialoge passen. Nicht nur der Hit „Falling Slowly“ bleibt im Ohr.

Der musikalische Leiter Leander Mangelsdorf hat die Songs für die Esslinger Besetzung aus u.a. Akustikgitarren, Klavier, Streichern, Querflöte, E-Bass, Mandoline, Melodica und Percussion arrangiert. Alle zehn Darstellerinnen und Darsteller stürzen sich mit Hingabe und Rhythmusgefühl in die Musik. Wer nicht auftritt oder Musik macht, sitzt am Rand, das Bühnenbild von Esther Bätschmann funktioniert mit verschiebbaren Paneelen. Regisseur Andreas Kloos, Leiter der Norddeutschen Musicalakademie, setzt die Liebe subtil und die Nebenfiguren eher lustig und laut in Szene, das Timing des Abends stimmt perfekt.

Felix Jeiter ist trotz der beachtlich großen Stimme als Straßenmusiker kein strahlender Leading Man, sondern anfangs ein echter Loser, mutlos und resigniert. Feline Zimmermann kommt ihm einerseits streng, andererseits erfrischend natürlich entgegen, ihre Persönlichkeit verunsichert ihn und überwältigt ihn dann. Die Spannung zwischen beiden steht spürbar im Raum, auch die Traurigkeit des Abschieds. Das großartige Ensemble macht dieses ungewöhnliche Musical zu einem so geerdeten wie voller Poesie lächelnden Musical. 


Musikalische Leitung: Leander Mangelsdorf • Choreografie: Harald Kratochwil • Ausstattung: Esther Bätschmann • Mit: Felix Jeiter (Typ/Gitarre, Sologesang), Feline Zimmermann (Mädchen/Klavier, Sologesang), Markus Michalik (Billy/Gitarre, Sologesang), Oliver Moumouris (Banker/Pa/Bratsche, Sologesang), Gesine Hannemann (Baruska/Violine), Franziska Theiner (Ex-Girlfriend/Reza/Flöte, Sologesang), Daniel Großkämper (Andrej/Bass), Leander Mangelsdorf (Svec/Gitarre, Mandoline, Banjo, Melodica, Klavier), Florian Anger (Tonmeister/Schlagzeug), Anna-Lena Stephan (MC/Violine)

Aufmacherfoto: Patrick Pfeiffer für WLB

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