Das Erfolgsmusical „Die Päpstin“ kehrt überarbeitet ins Schlosstheater zurück
Johanna schneidet sich das Haar und gibt sich fortan als Mann aus, der ins Kloster Fulda eintritt und schließlich Leibarzt des Papstes wird. Als ihr unerwartet ihre einstige Liebe begegnet, muss sie sich entscheiden. Niemand darf wissen, wer sie wirklich ist, schon gar nicht, als sie zum Papst gewählt wird.
Seit 2011 erlebten fast 800.000 Menschen „Die Päpstin – Das Musical“ nach dem Mittelalterroman von Donna W. Cross. Nach fünf Jahren kehrt das erfolgreichste Stück von „spotlight musicals“ in neuer Fassung zurück, bevor es im kommenden Winter in Hameln zu sehen sein wird. Zum 20. Geburtstag bleibt „spotlight musicals“ seinem Erfolgsrezept treu: Qualität in jeder Hinsicht – keine Kompromisse bei Cast, Kreativteam, Musik und Bühnenbild. Einzig auf ein Live-Orchester muss man im kleinen Schlosstheater weiter verzichten, bekommt aber eine Musikproduktion geboten, die mit der Orchestrierung von Frank Hollmann sowie den Musikproduzenten Fabian Kampa, Maximilian Becker und Dennis Martin wieder Maßstäbe setzt.
Für die pointierte Regie konnte Gil Mehmert gewonnen werden. Das Buch von Komponist Dennis Martin und Christoph Jilo wurde mit zusätzlichen Gesangstexten von Björn Herrmann und ergänzenden Songs von Kevin Schroeder mutig auf den Kopf gestellt. Neue Szenenfolge und neues Ende funktionieren. Früh kommt der neue Song „So viel mehr“. Dabei besingt die Titelrolle ihren unbändigen Wunsch, mehr Wissen zu erlangen: jetzt der rote Faden des Stücks.
Das Bühnenbild von Tony-Award-Gewinner Christopher Barreca besteht aus Türmen in Steinoptik und Metalltreppen, die zu immer neuen Spielorten zusammengeschoben werden, M. C. Eschers Bilder standen Pate. Michael Grundner setzt das alles in perfektes Licht, das besonders in Kombination mit der Steinoptik wirkt. Dezent und wirkungsvoll ist das Videodesign von Austin Switser. Besonders bleiben die vermeintlichen Schattenspiele in Erinnerung. Die Choreografie von Andrea Kingston ist unaufdringlich, bei „Ewiges Rom“ und „Im Namen des Herren“ darf getanzt werden. Wenige Requisiten und aufwändige Kostüme (Claudio Pohle) runden ein hochwertiges Gesamtbild ab.
Es ist Abt Rabanus, der als Johannas Förderer gestärkt wird und damit auch den Bezug zum Originalschauplatz Fulda herstellt. André Bauer überzeugt in einer liebevollen Darstellung, nicht nur beim beliebten „Hinter hohen Klostermauern“. Widersacher Anastasius wird deutlicher gezeichnet. Er ist in der Darstellung von Christof Messner kein eindimensionaler Bösewicht mehr. Ihm geht es nicht mehr nur um die Ehre der Familie, sondern darum, Rom zu neuer Blüte zu führen. Die Rolle seines Vaters Arsenius (Livio Cecini) wird hingegen zurückgenommen. Marioza, die historisch belegte machthungrige Geliebte von Klerus und Adel, nutzt Femke Soetenga in der ausgeweiteten Rolle für großartige Auftritte, am Ende kann sie durch eine Wendung der Figur Format verleihen. Rudi Reschke darf mit Johannas Vater und dem freundlichen Papst seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen.
Sabrina Weckerlin verkörpert die Rolle der Päpstin, welche sie bereits für die Uraufführung 2011 kreierte. Diese Erfahrung merkt man ihr in jeder Szene, jeder Liedzeile an, bei denen sie sich auf eine unglaublich kraftvolle Präsenz konzentrieren kann. Mehr Gänsehautmomente kann es an einem Abend nicht geben. An ihrer Seite steht als Markgraf Gerold erneut Mathias Edenborn auf der Bühne. Ein Traumpaar, deren Verlieben allerdings durch Striche arg schnell passiert. „Ein Traum ohne Anfang und Ende“ gehört neben „Wehrlos“ zu den emotionalen Höhepunkten, wie natürlich „Das bin ich“. Lea-Katharina Krebs ist als liebevolle Mutter Gudrun die Entdeckung der Show. Ihr „Wächter der Nacht“ geht zu Herzen, ihre Stimme und Bühnenpräsenz begeistern zutiefst, wie auch die Auftritte der energiegeladenen Wahrsagerin (Lee Anne Hierzer). Musiktheater auf höchstem Niveau.
Musikalische Leitung: Marcel Jahn • Choreografie: Andrea Kingston • Bühne: Christopher Barecca • Kostüme: Claudio Pohle • Licht: Michael Grundner • Videodesign: Austin Switser • Sounddesign: Fabian Kampa und Maximilian Becker • Mit: Sabrina Weckerlin (Johanna), Mathias Edenborn (Gerold), Christof Messner (Anastasius) Livio Cecini (Arsenius/Fulgentius), Rudi Reschke (Vater/Papst), André Bauer (Rabanus/Candida), Lea-Katharina Krebs (Gudrun), Femke Soetenga (Marioza), Tobias Korinth (Lothar), Siegmar Tonk (Ratgar/Lando), Martha Hönscher (Johanna als Kind) u.a.
Aufmacherfoto: spotlight musicals/Peter Scholz