The Prom

Mein Herz weiß

oRT
Waldbühne Kloster Oesede
von
Matthew Sklar (Musik)
Chad Beguelin (Gesangstexte)
Chad Beguelin und Bob Martin (Buch)
Regie
Max Meßler
Uraufführung
2016

Grandiose Aufführung von „The Prom“

Mit „The Prom“ („Der Abschlussball“) zeigt die Waldbühne Kloster Oesede in der Regie von Max Meßler eine Show, die absolut fehlerfrei ist. Umso erstaunlicher, da das Ensemble mehrheitlich aus Amateuren besteht. Trotzdem liegt die Qualitätsmesslatte hoch, alle Beteiligten sind mit Herz und Seele dem Theater verfallen. Dem Verein stehen auch etliche Professionelle zur Seite, die der Show den finalen Schliff verleihen.

Auf dem vielfarbigen einstöckigen Hintergrund (Bühne: Tom Grasshof) thront die Schrift „THE PROM“. Die Broadway-Schauspieler DeeDee (Lea Schulte-Hillen) und Barry (Torsten Hartwich) müssen verheerende Kritiken zu ihrem neuen Musical über Eleanor Roosevelt hinnehmen. Sie wollen unbedingt etwas unternehmen, um nicht mit dem Flop unterzugehen. Mit dem Song „Leben ändern“ entscheiden sie sich, der Schülerin Emma (Annika Wesselkamp) zu helfen, die, weil lesbisch, nicht am Abschlussball mit ihrer Freundin Alyssa (Eva Dreier) teilnehmen darf. Gemeinsam mit den Schauspielern Angie (Ann-Kathrin Fischer) und Trent (Tim Schlattmann) machen sie sich auf den Weg nach Indiana in die James Madison High School. Hier treffen sie auf die fanatische, ultra-konservative Mrs. Greene (Julia Lichter), die Homosexualität als „schlimme Krankheit“ bezeichnet. Sie weiß nicht, dass ausgerechnet ihre Tochter die Freundin von Emma ist. Schuldirektor Tom Hawkins (Niklas Gausmann) hat gegen diese Furie keine Chance. Nach einigem Hin und Her findet der umstrittene Ball dennoch statt. Emma erscheint allerdings in einem leeren Saal, da Mrs. Greene den Ball an einen anderen Ort verlegt hat. Das Hilfsbataillon vom Broadway möchte alles daransetzen, die Ungerechtigkeit aufzudecken. Emma aber will ihren eigenen Weg gehen. Sie veröffentlicht ein Video, auf dem sie „Mein Herz weiß“ singt. Millionen Menschen sehen den Film. Es scheint, als würde das Blatt sich wenden. Dazu müssen 30.000 Dollar her, um einen neuen Ball zu organisieren und die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Die Choreografien von Brady Harrison inspirieren sich an den Original-Tanzeinlagen. Das gesamte Ensemble agiert wie aus einem Guss. Einfach berauschend sind die Balletteinlagen u.a. zu „Heut’ Nacht gehört nur dir“, „Zazz“ (eine Hommage an das Musical „Chicago“), „Liebt den Nächsten“ sowie das Finale mit der Reprise von „Komm tanz mit mir“. Zudem haben die vom musikalischen Leiter Christian Tobias Müller einstudierten Lieder echten Ohrwurm-Charakter.

Obwohl das gesamte Ensemble perfekt tanzt und singt, stechen zwei Frauen hervor: Annika Wesselkamp als Emma und Lea Schulte-Hillen als DeeDee. Die beiden verfügen über großartige Stimmen und ausgezeichnetes schauspielerisches Talent. Bei den Männern dominieren Torsten Hartwich, der den quirligen homosexuellen Barry spielt, und Tim Schlattmann, der mit der Toleranz-Lektion seinen Höhepunkt hat. Selten ist auf Amateur-Niveau ein so meisterlich inszeniertes und gespieltes Musical zu erleben. „The Prom“ sollte man daher auf keinen Fall verpassen.


Musikalische Leitung: Christian Tobias Müller • Regie: Max Meßler • Choreografie: Brady Harrison • Bühne: Tom Grasshof • Mit: Lea Schulte-Hillen (DeeDee Allen), Torsten Hartwich (Barry Glickman), Tim Schlattmann (Trent Oliver), Ann-Kathrin Fischer (Angie Dickinson), Annika Wesselkamp (Emma Nolan), Eva Dreier (Alyssa Greene), Julia Lichter (Ars Greene), Niklas Gausmann (Tom Hawkins), Andreas Gervelmeyer (Sheldon Saperstein), Stella Ruhe (Kaylee), Luzie Vorkefeld (Shelby), Arne Thiede (Nick), Luka Haermeyer (Kevin) u.a.

Aufmacherfoto: Annika Westermeyer

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