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Der große Gatsby

Vom goldenen Schein und jazzigen Sein

Ort
Deutsches Theater Göttingen
NACH
F. Scott Fitzgerald
Regie
Katharina Ramser
URaufführung
2024

Eine Vaudeville-Show für Fitzgeralds „Großen Gatsby“

Amerika in den Zwanzigern. Nach Ende des Ersten Weltkriegs hat in den Metropolen das große Feiern begonnen. Alkohol ist offiziell verboten, fließt aber reichlich in Hotelzimmern und auf den Landsitzen der Reichen. Nick Carraway kommt nach New York und landet auf den legendären Partys seines schwerreichen Nachbarn Jay Gatsby. Doch hinter der scheinbaren Leichtigkeit steckt ein detaillierter Plan des Millionärs, um seine große Liebe Daisy zurückzugewinnen …

Autor F. Scott Fitzgerald hat aus diesem Plot einen berühmten, 1925 erschienenen Roman entwickelt. Nun wird „Der große Gatsby“ als Revue mit neun hervorragend singenden Schauspielerinnen und Schauspielern, vier Tänzern und einer zehnköpfigen Jazz-Band im Deutschen Theater Göttingen aufgeführt und dort als „Vaudeville-Show“ deklariert. Wie in der französischen Theaterform des 17./18. Jahrhunderts lässt Regisseurin Katharina Ramser das Stück mit Liedern verschiedener Komponisten anreichern. Dabei wird viel getrunken, geküsst und gefeiert.

Wie schon in „Geschichten aus der Jazz-Ära“ gelang Fitzgerald ein raffiniertes Zeitbild, das im Text den Sound aufgreift. Diesen Aspekt nutzt Band-Leader Michael Frei und integriert Songs, die hervorragend passen. Da gibt es Jazz und Big Band, Gershwin und Weill. Die Lyrics tragen die handelnden Figuren, zeichnen sie schärfer. Dadurch entsteht zwar kein klassisches Musical, aber weitaus mehr als ein bloßer Liederabend. Wünschen würde man sich mehr Reprisen und Bühnenmusiken während der filmisch ineinander übergehenden Szenen (Bühne: Ute Radler).

Optisch im Zentrum steht eine erhöhte Drehscheibe mit polierter Oberfläche. Diese wird gezielt eingesetzt, wie auch die Videos von Thomas Bernhard, der mal Kriegsausschnitte auf den Gazevorhang projiziert und dann wieder ganze Szenen auf die mobilen Wände überträgt. Die schimmern von der einen Seite mit Art-déco-Elementen im Stil der „Goldenen Zwanziger“ und zeigen auf ihrer Rückseite die Verstrebungen der Theatertischlerei – geht es doch immer wieder um Schein und Sein, die glänzende Fassade und was dahinter zu finden ist. Aus dem Schnürboden kommt eine Schaukel und von der Decke schweben bühnenfüllende Leuchtschläuche hinzu. Es gibt viel im äußerst präzisen und stimmungsvollen Licht zu sehen. Das Revuehafte der Szenenfolge ist immer präsent.

Dazu trägt auch das Tanz-Ensemble unter der Leitung von Valentí Rocamora i Torà bei. Mal steppen Germán Hipolito Farías, Paweł Malicki, Mar Sanchez Cisneros und Michael Tucker über die Bühne, dann verkörpern sie kommentierende Blumen im Haus von Gatsby: eine urkomische Idee. Unterstützt wird das farbenfrohe Bild durch die stilechten Kostüme von Myriam Casanova.

Der charmante Moritz Schulze führt als Nick Carraway durch den Abend. Er nimmt als Ich-Erzähler das Publikum wunderbar an die Hand und singt sich in die Herzen. Der dem Roman eigene Monolog-Stil wurde dem Original entnommen und der sprachliche Glanz Fitzgeralds erhalten. Das zieht ungemein in den Sog der Geschichte. Daniel Mühe ist ein zurückhaltender Gatsby: jung und reizend, zerbrechlich und lebenshungrig, zutiefst verliebt und aufrichtig. Gaia Vogels Daisy ist äußerst liebenswert dargestellt und man ahnt sofort, warum sie Gatsby wieder zur Partnerin will. Christoph Türkay, Nathalie Thiede, Tara Helena Weiß, Roman Majewski, Katharina Pittelkow und Volker Muthmann bilden das restliche Ensemble, deren Leistung in jeder Szene überzeugt.

Auch am Broadway gibt es aktuell Interesse am Stoff. Im April ist dort das erst im vergangenen Jahr uraufgeführte Musical „The Great Gatsby“ mit der Musik von Jason Howland und dem Buch von Kait Kerrigan zu sehen.


Musikalische Leitung: Michael Frei • Regie: Katharina Ramser • Bühne: Ute Radler • Kostüme: Myriam Casanova • Video: Thomas Bernhard • Choreografie: Valentí Rocamora i Torà • Mit: Daniel Mühe (Jay Gatsby), Moritz Schulze (Nick Carraway), Gaia Vogel (Daisy Buchanan), Christoph Türkay (Tom Buchanan), Nathalie Thiede (Jordan Baker, Mrs. McKee), Tara Helena Weiß (Myrtle Wilson, Partygästin), Roman Majewski (George Wilson, Partygast), Katharina Pittelkow (Catherine, Partygästin), Volker Muthmann (Mr. Wolfshiem, Mr. McKee, Partygast), Germán Hipolito Farías (Tanz), Paweł Malicki (Tanz), Mar Sanchez Cisneros (Tanz), Michael Tucker (Tanz) • Musik: Michael Frei, Rolf Denecke, Hans Kaul, Detlef Landeck, Rolf Rasch, Kerstin Röhn, Anton Säckl, Sven von Samson, Thomas Müller, Hans-Henning Vater

Aufmacherfoto: Thomas M. Jauk/Stage Picture

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