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Sweeney Todd

Massenmörder im Irrenhaus

oRT
Theater Hof
von
Stephen Sondheim (Musik)
Hugh Wheeler (Buch)
Regie
Reinhardt Friese
Uraufführung
1979

Sondheims „Sweeney Todd“ mit starkem Schauspiel-Ensemble

Nachdem in der vergangenen Spielzeit Jack the Ripper mordend durch das Theater Hof zog, bleiben die Zuschauer auch in diesem Jahr auf London-Kurs und folgten den Taten von Sweeney Todd, dem Barbier des Grauens aus der Fleet Street. Dieser kehrt nach Jahren der Verbannung in seine einstige Heimat zurück. Einst schickte ihn Richter Turpin dorthin, da er seine Frau begehrte. Die Pastetenbäckerin Mrs. Lovett erkennt ihn wieder und berichtet, dass seine Frau mittlerweile verstorben sei und die Tochter das Mündel des korrupten Richters. Sweeney sinnt nun auf Rache an Turpin und beginnt sein mörderisches Vorhaben …

Es widmet sich nicht wie eigentlich anzunehmen die Musiktheatersparte diesem Stück von Stephen Sondheim, sondern das hauseigene Schauspiel-Ensemble. Hierfür werden die reduzierte Orchesterfassung sowie die relativ neue und gelungene Textfassung von Roman Hinze und Wilfried Steiner verwendet. Vor dem Hintergrund der aktuellen Broadway-Produktion und der entsprechenden CD ist das auf neun Personen eingedampfte Orchester sicherlich ein Wermutstropfen, dafür ist die Textverständlichkeit jedoch fast durchgehend hervorragend. Die Musikerinnen und Musiker spielen unter der musikalischen Leitung von Michael Falk sehr transparent und mit großer Spannung, sodass der Abend trotz einer Dauer von guten drei Stunden nicht langweilig wird.

Die Inszenierung von Reinhardt Friese ist in einem Irrenhaus verortet, die dortigen Patienten spielen die Geschichte von Sweeney Todd nach. Hierdurch werden immer wieder Elemente von Brechts Epischem Theater aufgegriffen, dem Zuschauer wird stets das „Spiel“ vor Augen geführt. So spritzt beispielweise kein einziger Tropfen Blut und auch Mrs. Lovetts Pasteten gibt es nicht, sie werden lediglich in einem „Als-ob-Spiel“ verspeist.

Um immer wieder neue Räume zu schaffen (Bühne: Herbert Buckmiller), werden die Betten des großen Schlafsaals, Waschschüsseln oder Stühle geschickt immer wieder neu arrangiert. Statt des nach unten kippenden Barbier-Stuhls fallen nach den Morden einfach die Betten, die zuvor als Rasiersitz etabliert wurden, durch die Versenkung nach unten: ein beindruckender Effekt. Annette Mahlendorfs Kostüme bestehen aus weißer Schlafkleidung der Heilanstalt, komplettiert durch einzelne Versatzstücke, was einen schnellen Wechsel der Rollen ermöglicht. Sehr stimmungsvoll ist zudem das Lichtdesign von Jürgen Burger.

Sweeney Todd wird von Dominique Bals verkörpert. Er zeigt die zahlreichen Facetten seiner Figur, von der anfänglichen Unsicherheit bzw. Hoffnung, an sein altes Leben anknüpfen zu können, bis zum hemmungslosen und rachsüchtigen Massenmörder. Die nicht einfache Musik Sondheims macht er sich geschickt zu eigen und kompensiert gekonnt die eine oder andere musikalische Unsicherheit durch starke Bühnenpräsenz und sein Spiel. Cornelia Löhr als Mrs. Lovett agiert als der wirbelwindartige Gegenpol – sie durchschaut sofort, wen sie vor sich hat. Mühelos meistert Löhr alle Anforderungen, die ihre Rolle parat hält, hat immer wieder die Lacher auf ihrer Seite, gibt aber auch zu erkennen, dass nicht nur der Barbier, sondern auch sie mit Vorsicht zu genießen ist. Die weiteren Rollen bzw. den mahnenden Chor teilt sich das weitere Ensemble. Das junge Liebespaar Johanna und Anthony übernehmen Carolin Waltsgott und Benjamin Muth, Volker Ringe verkörpert Richter Turpin und Ralf Hocke seinen ihm ergebenen Büttel Bamford, Kerstin Maus die Bettlerin, Andrea Matthias Pagani den Barbier Pirelli und Maurice Daniel Ernst die Rolle des Tobias.

Auf jeden Fall ein gelungener und sehenswerter Abend im Hofer Theater, der nicht zuletzt von seinem präsenten Darsteller-Ensemble getragen wird.


Musikalische Leitung: Michael Falk • Bühne: Herbert Buckmiller • Kostüme: Annette Mahlendorf • Licht: Jürgen Burger • Mit: Dominique Bals (Sweeney Todd), Cornelia Löhr (Mrs. Lovett), Benjamin Muth (Anthony Hope), Volker Ringe (Richter Turpin), Carolin Waltsgott (Johanna), Ralf Hocke (Büttel Bamford), Kerstin Maus (Die Bettlerin), Andrea Matthias Pagani (Pirelli), Maurice Daniel Ernst (Tobias), Ensemble (alle weiteren Rollen) • Musiker der Hofer Symphoniker

Aufmacherfoto: H. Dietz Fotografie

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