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Die Comedian Harmonists

Von den „Goldenen Zwanzigern“ bis zum Dritten Reich

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Badisches Staatstheater Karlsruhe
von
Gottfried Greiffenhagen (Buch)
Franz Wittenbrink (Musikalische Einrichtung)
Regie
Tobias Ribitzki
Uraufführung
1997

Aufstieg und Fall der berühmten „Comedian Harmonists“

Eigentlich wollte das Badische Staatstheater die laufende Spielzeit mit der Karlsruher Erstaufführung des Musicals „Jekyll & Hyde“ von Frank Wildhorn abschließen. Doch schon vor Monaten wurde klar, das der ambitionierte Spielplan des neuen Intendanten Christian Firmbach mit elf Musiktheater-Premieren nicht zu finanzieren war. Dass dann ausgerechnet „Jekyll & Hyde“ den Kürzungen zum Opfer fiel, ist bedauerlich und deutet auch ein wenig auf den Stellenwert von Musical und Operette im Spielplan hin. Aber immerhin gibt es mit Gottfried Greifenhagens und Franz Wittenbrinks „Die Comedian Harmonists“ einen kleinen, aber feinen Ersatz.

Sieben Mitwirkende – fünf Sänger, ein Pianist und ein Schauspieler –, mehr braucht es für dieses Kammermusical nicht, das ursprünglich für eine deutlich kleinere Bühne als das Große Haus des Badischen Staatstheaters konzipiert wurde. Doch Tobias Ribitzki gelingt so etwas wie die Quadratur des Kreises. Die intimen Szenen in dem kleinen Probenzimmer – ein einfacher Tisch mit einem Grammophon, später mit einem Klavier – wirken auf der großen Bühne nicht verloren; den großen Auftritten auf den renommierten Show-Bühnen, die durchweg durch stimmungsvolle Projektionen angedeutet wurden, kommt die Weite entgegen (Ausstattung: Stefan Rieckhoff). Gottfried Greiffenhagens Buch gelingt eine gute Balance zwischen gesprochenen und gesungenen Passagen, sodass letztlich alle zu ihrem Recht kommen: Die eher an der Biografie des Ensembles Interessierten ebenso wie jene, die sich einfach an den schönen alten Schlagern erfreuen wollen.

Der musikalische Leiter und Darsteller des Pianisten Erwin Bootz ist Horst Maria Merz, der seit der Uraufführung des Stückes vor 28 Jahren mit dem Werk verbunden ist und schon damals in dieser Rolle auf der Bühne stand. Auch die überzeugend gecasteten Sänger des Sextetts sind Gäste, die vor allem durch die treffend gezeichneten Studien der unterschiedlichen Charaktere gefallen. In der stimmlichen Harmonie indes bleibt, zumindest im Vergleich zu den Originalen, noch etwas Luft nach oben. Dennoch lassen Aco Bišćević (Ari Leschnikoff), Ben Connor (Harry Frommermann), Edward Lee (Erich A. Collin), David Severin (Roman Cycowski) und Daniel Pastewski (Robert Biberti) kaum Wünsche offen. Die vielen kleinen Schauspielrollen, von der Hauswirtin über den Impresario Bruno Levy bis zum Beauftragten der Reichskulturkammer, übernimmt der am Haus bestens bekannte Robert Besta.

Die Comedian Harmonists und ihre Musik gingen so sehr ins kollektive Gedächtnis über, dass kaum jemandem bewusst ist, dass das Ensemble bereits 1935 sein letztes gemeinsames Konzert gab. Während die jüdischen Mitglieder von den Nazis gezwungen wurden, ins Ausland zu gehen, blieben ihre „arischen“ Kollegen in Deutschland. Einige sahen sich nie wieder, doch zumindest haben alle den Zweiten Weltkrieg überlebt. Vielleicht hätte das Stück mit der bitteren Abschiedsszene enden sollen. Die noch folgenden drei Titel wirken wie eine Besänftigung des Publikums, das wohl nicht mit den deprimierenden Bildern des erstarkenden Dritten Reichs nach Hause geschickt werden sollte.


Musikalische Leitung: Horst Maria Merz • Regie und Choreografie: Tobias Ribitzki • Ausstattung: Stefan Rieckhoff • Licht: Maximilian Decker • Mit: Aco Bišćević (Asparuch „Ari“ Leschnikoff), Ben Connor (Harry Frommermann), Edward Lee (Erich Abraham Collin), David Severin (Roman Joseph Cycowski), Daniel Pastewski (Robert Biberti), Horst Maria Merz (Erwin Bootz), Robert Besta (Hans)

Aufmacherfoto: Felix Grünschloß/Badisches Staatstheater Karlsruhe

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