
Das ABBA-Musical „Mamma Mia!“ kehrt nach New York zurück
Es ist immer eine Freude, zu Beginn einer neuen Broadway-Saison ein farbenfrohes Musical zu sehen, so schwungvoll und absolut bezaubernd, dass man das Theater mit einem breiten Lächeln und wunderbaren Erinnerungen verlässt – und der Hoffnung, dass auch andere Aufführungen dieser Spielzeit ähnlich unterhaltsam sein mögen.
Genau das ist beim explosiven Revival von „Mamma Mia!“ der Fall, das im Sommer, also mitten in den Ferien, im Winter Garden Premiere feiert. Und damit im gleichen Broadway-Theater wie die Originalinszenierung vor 24 Jahren – ein kluger Schachzug, wenn es je einen gab. Denn nichts könnte passender sein, spielt doch die Handlung auf einer griechischen Insel, also in einem beliebten Urlaubsziel, musikalisch untermalt von vielen vergnügten Songs von Benny Andersson und Björn Ulvaeus. Sie scheinen geradezu für diesen Anlass entstanden zu sein und tragen auf großartige Weise zu der amüsanten Geschichte einer aufgeweckten 20-Jährigen auf der Suche nach ihrem Vater bei, den sie nie kennengelernt hat.
Catherine Johnsons Buch passt sich sehr schön an eine eigentlich einfache Erzählung an, in der Sophie (Amy Weaver, die ihr Debüt am Broadway gibt) kurz vor der Hochzeit mit ihrem Freund Sky (Grant Reynolds, ebenfalls ein Neuling) steht. Ein Tagebuch ihrer Mutter Donna (Christine Sherril, eine herausragende Broadway-Debütantin), Besitzerin einer kleinen Urlaubspension auf der fiktiven Insel Kalolairi, enthüllt, dass sie vor vielen Jahren nacheinander Liebesaffären mit drei verschiedenen Männern hatte; sie weiß nicht, von wem sie damals schwanger wurde. Unerschrocken beschließt Sophie, ihnen allen – Harry, Bill und Sam (gespielt von Rob Marnell, Jim Newman und Victor Wallace, allesamt bekannte Gesichter aus verschiedenen Broadway-Shows) – eine Einladung zu ihrer Hochzeit zu schicken. Sie hofft, so ihren Vater zu finden, der sie zum Altar führen soll.
Unterdessen hat Donna ihre beiden Freundinnen Tanya (Jalynn Steele) und Rosie (Carly Sakolove) eingeladen, mit denen sie einst ein Gesangstrio namens „Donna and The Dynamos“ gegründet hatte. Am Ende gesteht Sam Donna, dass er sie immer geliebt hat, und sie beschließt, ihn zu heiraten. Harry gibt bekannt, dass er in einer homosexuellen Beziehung lebt, während Bill in Rosie eine passende Partnerin gefunden zu haben scheint. Sophie und Sky sind sich einig, dass sie noch gar nicht bereit sind für die Ehe; sie verlassen gemeinsam die Insel, um eine Weltreise zu machen.
Obwohl es sich hier um ein typisches Jukebox-Musical handelt, passen die Songs so perfekt zur Handlung, dass man denken könnte, sie seien eigens dafür geschrieben worden – ein seltener Fall, wo Musiknummern und Erzählung perfekt harmonieren. Die ursprünglich für ABBA, eine der großen internationalen Popgruppen der 1970er Jahre, geschriebenen Songs sind derart bekannt, dass das Publikum mit haltloser Begeisterung auf die Gesangsdarbietungen reagiert. Solide werden sie von Orchestrierungen unterstützt, die ihnen einen neuen Hall-Effekt verleihen und sie zu neuem Leuchten bringen: „Dancing Queen“, „Gimme! Gimme! Gimme!“, „Honey Honey“, „Money, Money, Money“, „Take a Chance on Me“, „Voulez-vous“, „S.O.S.“, natürlich „Mamma Mia“ und viele mehr.
Der Abend wird durch den fantasievollen Humor nur noch unterhaltsamer, den Choreograf Anthony van Laast und Regisseurin Phyllida Lloyd quer durch die Handlung verteilen. Die von Howard Harrison hell beleuchteten Szenen verleihen der Aufführung Elan und durchschlagende Wirkung. Sie bieten dem außergewöhnlichen Ensemble junger Schauspieler und wunderbarer Tänzer, von denen viele ebenfalls ihr Broadway-Debüt geben, jede nur mögliche Gelegenheit, ihr Publikum zu begeistern und zu verführen. Ein unvergesslicher und grandioser Auftakt für die neue Saison.
(Übersetzung: Angela Reinhardt)Musical Supervision: Martin Koch • Musikalische Leitung: Will Van Dyke • Regie: Phyllida Lloyd • Choreografie: Anthony Van Laast • Ausstattung: Mark Thompson • Licht: Howard Harrison • Sounddesign: Andrew Bruce und Bobby Aitken • Mit: Christine Sherrill (Donna Sheridan), Amy Weaver (Sophie Sheridan), Carly Sakolove (Rosie), Jalynn Steele (Tanya), Rob Marnell (Harry Bright), Jim Newman (Bill Austin), Victor Wallace (Sam Carmichael), Grant Reynolds (Sky), Lena Owens (Lisa), Justin Sudderth (Pepper), Ethan Van Slyke (Eddie), Haley Wright (Ali), Sarah Agrusa (Swing) u.a.
Aufmacherfoto: Joan Marcus




