Stimmgewaltige Nonnen für den „Sister Act“-Tourstart
Singende und tanzende Nonnen, schillernde Pailletten-Habits und mitreißende Melodien: „Sister Act – Das himmlische Musical“ steht auf dem Herbstprogramm des Deutschen Theaters München, bevor die Produktion auf große Deutschlandtour geht. Mit schwungvollen Choreografien von Alistair David, fulminanten Gospelmelodien von Alan Menken und einem Feuerwerk an souliger Stimmgewalt heizt die auf der Londoner West-End-Produktion von Bill Buckhurst basierende Inszenierung dem Publikum ein und trotzt so dem nasskalten Wetter.
Den meisten Zuschauern dürfte der zugrundeliegende Film mit Whoopi Goldberg bekannt sein. Spätestens mit Songs wie „Zeig mir den Himmel“ oder „Fabelhaft, Baby!“ wippen einige zum Rhythmus mit. Zahlreiche Lacher sind garantiert, wenn man der exzentrischen Deloris van Cartier aus dem Nachtclub ins Kloster folgt, in dem sie sich dank der Hilfe „Teddy Eddies“ vor ihrem mörderischen Ex-Liebhaber Curtis verstecken kann. Wie es der Zufall – oder eine göttliche Fügung – so will, verhilft sie dabei ihren Mitschwestern zur Chorkarriere und damit zur finanziellen Rettung des Klosters.
Ob schlagfertige Sprücheklopferei, ohrenbetäubende Schiefgesänge oder ausgefeilte Kampftechniken mit Weihrauchfässern und Bibeln, für Unterhaltung ist bei „Sister Act“ gesorgt. Auch optisch ist etwas geboten: Das ausladende Kirchenportal mit Buntglasfenstern wird durch das akzentuierte Lichtdesign immer wieder neu in Szene gesetzt und durchdachte Umbauten ermöglichen fluide Ortswechsel vom Nachtclub ins Polizeirevier. Die monotone Klosterkluft wird kontrastiert mit grellen, übertriebenen Klischee-Outfits wie Hahnentrittmuster-Anzügen, Plateau-Stiefeln und Glitzerpailletten.
Das musikalische Vergnügen steuert Dirigent Daniel Weiß bei, indem er der Band mit Verve die energetischen Songs entlockt. Der Hauptgarant für den vergnüglichen Theaterbesuch ist jedoch die hervorragende Besetzung. Mit bemerkenswerter Stimme, charismatischer Bühnenpräsenz und pointiertem Spiel brilliert Denise Lucia Aquino als Deloris. Ebenfalls herausragend sind Janina Maria Wilhalm als zunächst schüchterne, später über sich hinauswachsende Schwester Mary Robert sowie Femke Soetenga in der Rolle der strengen Mutter Oberin. Gerade bei „Sister Act“ ist das harmonierende Zusammenspiel des Ensembles sehr bedeutend und das gelingt hier durchweg. Bestens ergänzen, ja beflügeln sich die individuellen Stimmen der Solistinnen, darunter Melanie Kastaun (Schwester Mary Patrick), Sylvia Moss (Schwester Mary Lazarus), Susanne Rietz (Schwester Mary Nirvana) sowie Sonja Herrmann (Schwester Mary Theresa).
Auch die männlichen Darsteller, die in diesem Stück zur Abwechslung mal weniger im Mittelpunkt stehen, können in ihren nicht immer dankbaren Rollen durchweg überzeugen. Alexander di Capri gibt den sexistischen Gangsterboss Curtis Jackson und als seine Gehilfen sind Martijn Smids (TJ), Sander van Wissen (Joey) und Francesco Alimonti (Pablo) stets für eine Slapstick-Einlage gut. Als sympathische „good Guys“ kommen Lorenzo di Girolamo (Eddie Fritzinger) und Theodor Reichardt (Monsignore O’Hara) zum Einsatz. Im Deutschen Theater bekommt man jedenfalls, was man sich von „Sister Act“ erwartet: eine schrille, bunte und unterhaltende Show, die das Publikum mit einem herzerwärmenden Happy End – in weißem Paillettenkleid und passendem Fuchspelz – entlässt.
Musikalische Leitung: Daniel Weiß • Choreografie: Alistair David • Ausstattung: Morgan Large • Licht: Tim Mitchell • Sounddesign: Tom Marshall • Mit: Denise Lucia Aquino (Deloris van Cartier), Femke Soetenga (Mutter Oberin), Lorenzo di Girolamo (Eddie Fritzinger), Janina Maria Wilhalm (Schwester Mary Robert), Alexander di Capri (Curtis Jackson), Melanie Kastaun (Schwester Mary Patrick), Sylvia Moss (Schwester Mary Lazarus), Theodor Reichardt (Monsignore O’Hara), Susanne Rietz (Schwester Mary Nirvana), Sonja Herrmann (Schwester Mary Theresa), Martijn Smids (TJ), Francesco Alimonti (Pablo), Sander van Wissen (Joey), Niklas Brunner (Clemont), Isaura Kuyt (Michelle), Punita Lorch (Tina) u.a.
Aufmacherfoto: Nico Moser für ShowSlot