Eine schrill-bunte Party mit der „Rocky Horror Show”
Den Film kennt fast jeder, nun wird das ebenfalls oft gespielte Musical „The Rocky Horror Show“ in Regensburg gezeigt. Das städtische Theater präsentiert die Kult-Story in der Donau-Arena. Schon zur Premiere kommen rund 1.500 Gäste, die sonst als Eisstadion genutzte Halle ist damit nahezu ausverkauft. Intendant Sebastian Ritschel inszeniert eine außerirdische Party, die bereits bei den ersten Rhythmen auf das Publikum übergreift.
„Let’s do the Time Warp again“ schallt es und die Besucher tanzen und singen begeistert mit. Das Musical von 1973 ist zeitlos, es gilt als Plädoyer für Diversität. Der Film kam 1975 heraus und wird in einigen Kinos immer noch oder wieder aufgeführt, nicht nur Fans können die zentralen Songs mitsingen. Die Story um Brad und Janet, Frank’n’Furter und Riff Raff ist eingebettet in eine Mischung aus Horror und Science Fiction. Vor allem aber dominieren Lust, Befreiung und Verführung. Das Thema hat nichts an Aktualität verloren und verspricht noch immer Spaß, Kitzel und heiße Töne.
Sebastian Ritschel inszeniert eine glitzernde, moderne Welt voller Pink und Pailletten, voller Lüste und Abgründe. Die Donau-Arena brodelt und kocht nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen. Zu sehen sind eine grellbunte Bühne und viel Nebel, vor allem aber brillante Sänger, Tänzer und Darsteller. Philipp Dietrich ist Frank’n’Furter, beeindruckt als Sänger wie Tänzer, seine Kunstfigur Rocky schillert mit Regenbogenslip und imponiert als Muskelmann. In der Regensburger „Rocky Horror Show“ dominieren Farben, Trash-Schmuck und funkelnde Effekte, das Spiel zwischen den Geschlechterrollen funktioniert überzeugend. Sämtliche Darstellerinnen und Darsteller imponieren durch ihre Leistung und Stimmen. Sie tanzen, bieten Akrobatik, balancieren auf irrwitzig hohen Absätzen und sind durchweg glaubwürdig in ihren Rollen und Begierden, ihren Wünschen und Wandlungen.
Verführung, Leidenschaft und Freiheit stehen im Mittelpunkt. „Sei wer du bist“ lautet die zentrale und zeitlose Botschaft. Mit Thomas Hermanns gewann das Theater einen genialen Erzähler, der die Szenen und Songs humorvoll zusammenfügt. Traditionell ruft das Publikum dem Erzähler dennoch herzhaft und belustigt „boring“ zu. Rund 20 Interpreten agieren auf der Bühne, weitere 30 arbeiten im Hintergrund. Eine sechsköpfige Band unter Leitung von Andreas Kowalewitz sorgt für den notwendigen Sound.
Sieben Abende mit jeweils rund 1.700 Plätzen sind fast ausverkauft und Sebastian Ritschel verspricht zu Recht eine „heiße Show“. Hier darf und soll das Publikum in jedem Moment munter mitmachen, sich nach Lust und Laune wild verkleiden. Ein Fanbag enthält zusätzlich alles, was Zuschauer zur fröhlichen Beteiligung benötigen: Spielkarten, Wasserpistole, Reis und sogar ein Programmplakat. Zur Sicherheit für alle gibt es schon vorab online und vor Beginn der Vorstellung nochmals eine schriftliche Anleitung für den Gebrauch. Spaß an der Beteiligung ist dabei zentral, nicht korrekter Einsatz.
Das Kult-Musical feiert Premiere mit einer schrillen, fröhlichen und frechen Show. Pure Erotik wird klar, aber dennoch dezent gezeigt und knallbunt in Szene gesetzt. Am Ende glitzern die Pailletten bei allen Darstellern. Es hagelt begeisterten Jubel für die Darsteller und als Zugabe wird noch einmal der „Time Warp“ gesungen, vom gesamten Publikum ausgelassen mitgetanzt.
Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz • Regie, Ausstattung und Licht: Sebastian Ritschel • Choreografie: Gabriel Pitoni • Mit: Felix Rabas (Brad), Monika Schweighofer (Janet), Thomas Hermanns (Erzähler), Alejandro Nicolás Firlei Fernández (Riff Raff), Philipp Dietrich (Frank’n’Furter), Stephen Dole (Rocky), Christoper Wernecke (Eddie/Dr. Scott) u.a. • Band (Keyboard, Saxofon, Gitarre, Bass, Schlagzeug)
Aufmacherfoto: Marie Liebig