+++ OUT NOW +++ OUT NOW +++ OUT NOW +++ OUT NOW +++ OUT NOW +++
The Addams Family BTAE 04 Lioba Schoeneck | MUSICAL TODAY

The Addams Family

Was ist schon normal?

qi addons for elementor placeholder | MUSICAL TODAY
oRT
Bayerische Theaterakademie August Everding
von
Andrew Lippa (Musik und Liedtexte)
Marshall Brickman und Rick Elice (Buch)
Anja Hauptmann (Deutsche Fassung)
Regie
Malte C. Lachmann
Uraufführung
2009

Unterhaltsame Geister-Soirée bei der „Addams Family“

Die kultige Addams Family, die man u.a. aus Cartoons, Filmen und dem Fernsehen kennt, erlangte zuletzt mit der Netflix-Serie „Wednesday“ Popularität bei der jungen Generation. Umso passender, dass nun die Studierenden des Bachelor- sowie Masterstudiengangs Musical des Kooperationsverbunds der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der Hochschule für Musik und Theater München das zugehörige Musical auf die Bühne des Prinzregententheaters bringen.

Doch unabhängig davon, ob das geschnippte Addams-Family-Thema zu Beginn einen nostalgisch an das gleichnamige Serien-Intro der 1960er erinnert oder man noch nie das Vergnügen mit dieser speziellen Familie hatte, kann man sich von der erfrischenden Musicalinszenierung von Malte C. Lachmann bestens unterhalten lassen. Den Auftakt macht das „eiskalte Händchen“, dessen Schatten man im Laufe des Stückes immer wieder begegnen wird. Schatten sind ein zentrales Inszenierungselement: Elementar ist ein großes weißes Segel, das nicht nur als Vorhang oder weitläufige Tischdecke eingesetzt wird, sondern auch als Leinwand für zahlreiche Schattenspiele dient: für die Streckbank, auf der Wednesday ihren kleinen Bruder Pugsley foltert, für den Friedhof inklusive Eisentor und knorrigem Baum oder für das ausladende Treppenhaus, durch das die Schatten der Darstellerinnen anmutig herunterschweben (Bühne: Stephan Prattes / Licht: Raphaël-Aaron Moss).

Neben dieser Sichtbarmachung der Theatermittel wird auch mehrmals die vierte Wand durchbrochen: So werden z.B. Tanzeinlagen angekündigt, aber auch das Publikum direkt darauf hingewiesen, wie viele Minuten bis Stückende noch verbleiben. Nur logisch, dass die Darstellenden am Bühnenrand sitzend auf ihre nächsten Auftritte warten. Diese Inszenierung ist frisch und modern, die Gen-Z-Coolness wirkt authentisch, da die Studierenden selbst dieser Generation entstammen: Zeitgemäß hat Oma Addams einen Ohrwurm von „Bauch, Beine, Po“ – und wer hatte den letzten Sommer nicht?

Zum Glück lässt einen die vielseitige Musik von Andrew Lippa – unter der musikalischen Leitung von Andreas Kowalewitz bestens präsentiert – mit ganz anderen Ohrwürmern zurück. Musikalisch ist für jede(n) etwas dabei, ob Rock, Pop, Balladen, Salsa oder Swing. Es wird mannigfaltig gesteppt und getanzt, die Choreografien von Gaines Hall sind in sich stimmig und werden von den Studierenden gekonnt dargeboten.

Können ist auch gesanglich auf der Bühne zu erleben. Als Wednesday kann Melanie Maderegger sowohl mit ihren Gesangspartien als auch darstellerisch überzeugen. Man nimmt ihr die eiskalte und brutale Nüchternheit ab, erkennt aber auch die Liebe zu ihrem Verlobten und ihrer Familie. Dagegen borden die Emotionen ihres Vaters Gomez, hervorragend dargestellt von Brandon Miller, gern mal über. Miller ficht, tanzt und singt sich in die Herzen des Publikums; herzerweichend, wenn er traurig die Schultern hängen lässt. Im Kontrast dazu steht Amy Sellung, sie haucht der das Morbide liebenden Morticia Leben ein und erntet genauso häufig Szenenapplaus wie die übrigen Darstellenden. Unter ihnen sind Julia Bergen als masochistisch veranlagter Bruder Pugsley, Valeria Chiara Purzer als giftmischende Grandma, Tillmann Schmuhl als durch die Handlung führender und für die komischen Einlagen verantwortlicher Onkel Fester, der am Ende zu seiner großen Liebe Luna emporschwebt, sowie die Beinekes: Christian Sattler als Lucas, Svea Harder als sich selbst findende Mutter Alice und Nico Burbes als stereotyp-konservativer Vater Mal. Seinen großen Auftritt hat Bjarne Rentz mit seiner voluminösen Stimme zuletzt als Butler Lurch.

Alles in allem überzeugt diese Inszenierung von „The Addams Family“ und lädt dazu ein, sich dank Brüchen und der Umkehrung von Werten mit der Frage nach dem Normalsein auseinanderzusetzen. Was für die eine normal ist, ist für den anderen gänzlich unverständlich. Jedenfalls: Nach einem Wochentag benannt sein? Na und!


Musikalische Leitung: Andreas Kowalewitz • Regie: Malte C. Lachmann • Choreografie: Gaines Hall • Bühne: Stephan Prattes • Kostüme: Jakob Knapp • Licht: Raphaël-Aaron Moss • Video: Meike Ebert und Raphael Kurig • Sounddesign: Georgios Maragkoudakis und Christian Späth • Mit: Brandon Miller (Gomez Addams), Amy Sellung (Morticia Addams), Melanie Maderegger (Wednesday Addams), Julia Bergen (Pugsley Addams), Tillmann Schmuhl (Onkel Fester), Christian Sattler (Lucas Beineke), Svea Harder (Alice Beineke), Nico Burbes (Mal Beineke), Bjarne Rentz (Lurch), Valeria Chiara Purzer (Grandma) • The Addams Afterlife Orchestra

Aufmacherfoto: Lioba Schöneck

Spielorte

Archiv