Der gelungene Nonsens von „Monty Python’s Spamalot“ sorgt für gute Laune
Klickerdiklacker … brrrr … Klickerdiklacker: Der Film „Die Ritter der Kokosnuss“ („Monty Python and the Holy Grail“) des britischen Komiker-Kollektivs Monty Python aus dem Jahr 1975 ist ein Klassiker, der bis heute Generationen begeistert. König Artus und seine Tafelrunde reiten auf ihren imaginären Pferden durch den Wald und das Klackern der Kokosnüsse gibt den Takt vor. Was als Film funktioniert, müsste doch auch als Musical laufen, dachte sich Monty-Python-Mitglied Eric Idle und schrieb gemeinsam mit dem Komponisten John Du Prez die Songs zum Musical „Monty Python’s Spamalot“. Die Uraufführung fand 2004 im Shubert Theatre in Chicago statt, und die herrlich verrückte Interpretation der Artus-Sage trat ihren Siegeszug auf den Musicalbühnen an.
Die wichtigsten Zutaten für den Erfolg sind spielwütige Darsteller, ein erfahrener Texter und Übersetzer, der die kuriosen Dialoge frech und aktuell ins Deutsche transportiert, und ein Regisseur, der alle Monty-Python-Werke bewundert. Das Stadttheater Baden hat diesen Mix parat.
Zum Inhalt im Schnelldurchlauf: Artus, König der Briten, ist auf der Suche nach Rittern für seine Tafelrunde auf Schloss Camelot. Sir Robin, Sir Lanzelot, Sir Bedevere und Sir Dennis Galahad unterbrechen ihre Alltagstätigkeiten wie Pest-Tote sammeln, linksradikale Ideen verbreiten oder Hexenverbrennungen betreuen, um sich mit ihrem König auf eine Mission zu begeben: Sie suchen den Heiligen Gral. Die Abenteuer, die sie auf der Suche nach dem Becher erleben, sind vielfältig: Sie treffen auf die irren „Ritter, die ‚Ni‘ sagen“, auf freche Franzosen, auf ein Killerkaninchen und auf den Schwarzen Ritter. Die Fee aus dem See hat stets ihre Finger im Spiel, und zu guter Letzt finden die tapferen Ritter den Heiligen Gral unter dem Sitz eines Zuschauers in der ersten Reihe. Der überraschte Besucher wird mit einem Polaroid-Foto zum Andenken und viel Applaus belohnt.
Uwe Kröger ist einer der bekanntesten Darsteller der deutschsprachigen Musicalwelt. Stimmlich bestens disponiert, spielt er den depressiven und ängstlichen König urkomisch und tanzt sich in die Herzen des enthusiastischen Publikums. Fast alle Sänger müssen mehrere Rollen bewältigen, was dank origineller Kostüme und Lichttechnik wie am Schnürchen klappt. Martin Berger ist ein zauberhafter Sir Robin, vor allem wenn er über Instagram-Follower philosophiert. Reinwald Kranner feiert als Sir Lancelot mit einer großen Disco-Nummer sein Outing als Homosexueller und sorgt mit dem queeren Prinz Herbert (Boris Pfeifer) für originelle Szenen. Drew Sarich ist nicht nur als Schwarzer Ritter ein Highlight, sondern vor allem auch in der Szene, in der er einfach nicht glauben will, dass Artus sein König ist. Ann Mandrella spielt die Fee aus dem See und spätere Gattin Arturs tapfer als einzige Frau in dieser Männerwelt und überzeugt mit facettenreicher Stimme.
Für den musikalischen Schwung sorgt das Orchester der Bühne Baden unter der Leitung von Victor Petrov, sie interpretieren die ins Ohr gehenden Songs mit Leidenschaft. Regisseur Werner Sobotka kennt die Filme seiner Idole von Monty Python in- und auswendig. Entsprechend geschmeidig läuft der Abend, auch wegen der flotten Dialoge von Daniel Große Boymann und der Choreografie von Ramesh Nair. Der Titel „Spamalot“ bezieht sich übrigens auf einen Sketch von Monty Python: In einer zweieinhalbminütigen Szene nahmen sie die damalige Bezeichnung „Spam“ für ein beliebtes Dosenfleisch aufs Korn, 137 Mal fiel das Wort. Seit den 1990er Jahren ist Spam auch ein gängiger Terminus für unerwünschte E-Mails.
Kaum fällt der Vorhang im Stadttheater Baden, springt das Publikum von seinen Sitzen auf und bricht in Jubel aus. Das liegt auch am Ohrwurm „Always Look on the Bright Side of Life“, der am Schluss als Rausschmeißer gespielt wird. Eigentlich stammt der Song aus dem Monty-Python-Film „Das Leben des Brian“, doch passt er auch hier wie die Faust aufs Auge: Nimm das Leben, wie es kommt …
Musikalische Leitung: Victor Petrov • Choreografie: Ramesh Nair • Ausstattung: Christian Floeren • Licht: Michael Grundner • Mit: Uwe Kröger (Artus), Niklas Doddo (Patsy/Bürgermeister/Dorfbewohner 2/Französische Wache/Wache 1), Martin Berger (Sir Robin/Bibelschlagmönch/Dorfbewohner/Wache 2/Bruder Maynard), Reinwald Kranner (Sir Lancelot/Bibelschlagmönch/Dorfbewohner/Ritterfürst vom Ni), Drew Sarich (Sir Galahad/Bibelschlagmönch/Der Schwarze Ritter/Herberts Vater), Artur Ortens (Sir Bedevere/ Wächter/Mönch für Arme/Concorde), Ann Mandrella (Bibelschlagmönch/Die Fee aus dem See), Boris Pfeifer (Historiker/Der noch-nicht-tote Fred/Dennis Galahads Mutter/Dorfbewohner 1/Französischer Spötter/Fahrender Sänger/Prinz Herbert/Tim der Zauberer) • Orchester, Chor und Ballett der Bühne Baden
Aufmacherfoto: Christian Husar/Bühne Baden