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South Pacific 302 20A7782 Heller B | MUSICAL TODAY

South Pacific

Klassiker und Rarität

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Bühne Baden
von
Oscar Hammerstein II und Joshua Logan (Buch)
Richard Rodgers (Musik)
Oscar Hammerstein II (Gesangstexte)
Regie
Leonard Prinsloo
Uraufführung
1949

76 Jahre nach der Uraufführung erlebt „South Pacific“ seine erste österreichische Vollversion

Michael Lakners Amtzeit als Künstlerischer Leiter der Bühne Baden geht musicalmäßig mit einer echten Rarität für den deutschsprachigen Raum zu Ende: „South Pacific“, eines der Hauptwerke des Duos Rodgers & Hammerstein. Die Deutschland-Premiere in Hildesheim fand erst 50 Jahre nach der Broadway-Uraufführung 1949 statt, in Österreich gab einzig die Volksoper 2010 eine konzertante Version, die fast ebenso triumphal ausfiel wie das Revival im Lincoln Center 2008.

Lackner kann also auf die erste Vollversion in Österreich verweisen, was für sein Haus sicher ein Coup und für ihn ein Herzenswunsch war. Von kleinen Abstrichen abgesehen, hat sich die Mühe ausgezahlt, einen Klassiker des Genres wiederzubeleben. Die Orchestrierung basiert auf der Lincoln-Center-Version, Jens Luckwaldt übertrug die Dialoge und Songtexte sehr werkgetreu. Allerdings wirken Liedtitel wie „Fort eh’ es begann“ oder „Den Mann, den wasch ich aus den Haaren mir raus“ nicht nur ungewohnt, sondern auch etwas gestelzt – der Nachteil von Übersetzungen gegenüber der leichteren Verständlichkeit für den Durchschnittsbesucher.

Sowohl James Micheners Buchvorlage „Tales of the South Pacific“ als auch Hammersteins Libretto wurden mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Das Musical widmet sich zwei Liebesgeschichten auf einer Insel im Südpazifik während des Zweiten Weltkriegs: Die einfach gestrickte Krankenschwester Nellie Forbush und der distinguierte französische Plantagenbesitzer Émile de Becque entdecken ihre Gefühle zueinander, ebenso wie der GI Joe Cable und die Einheimische Liat. Beide Amerikaner können aber den in ihnen verankerten Rassismus nicht so einfach über Bord werfen, eine Beziehung (de Becque hat aus einer früheren Ehe zwei polynesische Kinder) scheint daher vorerst undenkbar, ehe die Frontkämpfe Weichen stellen. 

Das mag auf den ersten Blick etwas veraltet erscheinen, hat neuerdings aber wieder mehr Relevanz erhalten. Den Hauptgrund für Revivals stellt weiterhin der Rodgers & Hammerstein-Songkatalog dar, der sogar über ihre anderen Hauptwerke wie „Oklahoma!“ und „The Sound of Music“ zu stellen ist, allen voran der Superhit „Some Enchanted Evening“.

In Baden gibt es allerdings ein Problem: Missy May als Nellie und Gezim Berisha sind sich altersmäßig zu nahe, daher ergeben die Textzeilen, die Émile als reiferen Mann ausweisen, trotz angedeuteter grauer Schläfen keinen Sinn. Berisha agiert dafür aber nicht so typisch steif wie die meisten (älteren) Opernsänger in dieser Rolle. Er und May ergeben ein durchaus sympathisches Paar, das Auf und Ab ihrer Beziehung können beide aber nur andeuten, ohne den Maßstab der großartigen Kelli O’Hara und Paulo Szot von 2008 anzulegen.

Dominik Hees gibt seinen Cable etwas aufgeweckter als schon gesehen, Akiko Nakajima legt ihre Bloody Mary weniger cartoonhaft als die meisten ihrer Vorgängerinnen an, was auch Vor- und Nachteile hat. Sehr alert und rollengemäß: Jens Janke als stets auf seinen eigenen Vorteil bedachter Luther Billis, der sich durch die Army durchmanövriert.

Die Rodgers & Hammerstein Organization war immer sehr auf die Werktreue ihres Repertoires bedacht, einige Längen kann Regisseur Leonard Prinsloo daher nicht vermeiden. Dass May aber ihr Haarewaschen bei „I’m Gonna Wash That Man Right Out Of My Hair“ nur durch eine veränderte Perücke andeuten darf, ist eine vergebene Chance auf einen Showstopper. Pluspunkte sind das Bühnenbild von Alexandra Burgstaller, das bei den beschränkten Möglichkeiten schnelle Szenenwechsel zulässt, und das Orchester unter der Leitung von Christoph Huber, das auch in Zukunft hoffentlich weitere Broadway-Hits untermalen darf.

„South Pacific“ in Baden ist sicher nicht die definitive Version dieses Klassikers, aber allemal ein würdiger Abschluss der Amtszeit Michael Lakners, die so manche Musical-Rarität nach Baden brachte.


Musikalische Leitung: Christoph Huber • Choreografie: Sabine Arthold und Leonard Prinsloo • Bühne: Alexandra Burgstaller • Kostüme: Natascha Maraval • Mit: Missy May (Ensign Nellie Forbush), Gezim Berisha (Émile de Becque), Jens Janke (Luther Billis), Dominik Hees (Lieutenant Joe Cable), Akiko Nakajima (Bloody Mary), Kaori Morito (Liat), Thomas Weissengruber (Capt. George Brackett, US Navy), Maya Kern (Ngana), Steven Ashton Ablog (Jérôme), Mario Fancovic (Harbison) • Orchester, Chor und Ballett der Bühne Baden

Aufmacherfoto: Christian Husar/Bühne Baden

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