
„Just In Time“ führt in die 50er und 60er des letzten Jahrhunderts
Der Titel der neuen Show „Just In Time“ könnte verwirren. Es handelt sich um eine glorreiche Hommage an Bobby Darin, einen bedeutenden Sänger und Entertainer der 1950er- und 60er-Ära. Bekannt ist er vor allem für seine innovative Interpretation von Songs wie „Splish, Splash“, „Beyond the Sea“, „Dream Lover“, „Lazy River“ oder „Mack the Knife“, die allesamt zu Hits wurden und seine sehr individuelle Art des Singens definierten. Der 1936 in New York geborene Sänger tauchte in den späten 50ern in der Musikszene auf, bevor er in den 60er Jahren mehrere Filme drehte, darunter „Captain Newman M.D.“, für den er für einen Oscar nominiert wurde. Er starb 1973 im Alter von 37 Jahren und wurde 1990 in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.
Das Musical, das auf einem Konzept von Ted Chapin und einem Buch von Warren Leight und Isaac Oliver basiert, gibt es bereits seit 2016, damals hieß es noch „Dream Lover: The Bobby Darin Musical“. Die Aufführung am Broadway macht es nun zu einem der unterhaltsamsten Jukebox-Musicals der letzten Zeit.
Wenn die Zuschauer eintreten, finden sie sich in einer von Derek McLane entworfenen, brillant beleuchteten Kulisse im Las-Vegas-Stil wieder, das Orchester sitzt auf beiden Seiten der mehrstufigen Bühne. Jonathan Groff, der Star des Abends, der zuletzt in der Wiederaufnahme von Stephen Sondheims „Merrily We Roll Along“ zu sehen war, wird von drei „Sirenen“ (Valeria Yamin, Christine Cornish und Julia Grondin), ganz reizenden Tänzerinnen und Sängerinnen, sowie einigen anderen Nebenrollen begleitet.
In der Einleitung begrüßt Groff das Publikum als er selbst, bevor er sich in Bobby Darin verwandelt. Im Laufe des Abends erzählt er dann Punkt für Punkt und in intelligent ausgefeilten Vignetten die Lebensgeschichte des Sängers: die Jugendjahre mit seiner „Mutter“ Polly (Michele Pawk) und seiner „Schwester“ Nina (Emily Bergl), seine Anfänge als Sänger und seinen späteren Aufstieg zum Erfolg, die Begegnung mit der Sängerin Connie Francis (Gracie Lawrence) und seine Ehe mit der Schauspielerin Sandra Dee (Erika Henningsen). Die Erzählung wird geschickt mit vielen der Songs ausgeschmückt, die Darin berühmt gemacht haben.
Die Geschichte konzentriert sich auch auf die Höhen und Tiefen in Darins Leben, das so jäh zu Ende ging – durch eine Herzschwäche, die ihn anfälliger machte als die meisten Menschen. Zu weiteren Problemen, die ihn quälten, gehörten die Beziehungen zu seiner Familie und zu den Frauen, in die er sich verliebte. Darin war 31 Jahre alt, als er erfuhr, dass Polly in Wirklichkeit seine Großmutter und Nina seine Mutter war, was ihn sehr mitnahm.
Die Handlung spielt sich auf der Bühne und im Zuschauerraum ab, sodass das Publikum hautnah am Geschehen teilnimmt, wenn die Details aus Darins Leben erzählt werden. Auf diese Weise wird man sehr geschickt ins Geschehen einbezogen und bleibt durchgehend fasziniert.
Die Produktion strahlt den gesamten Abend über mit einem grandiosen Jonathan Groff in der Hauptrolle, der offensichtlich problemlos seiner Aufgabe gewachsen ist, die vielen Melodien aus Darins Karriere wieder zum Leben zu erwecken. Es ist die wunderbare Gelegenheit, zu einem Stil der Pop-Jazz-Musik zurückzukehren, den man heutzutage nur noch selten hört, wobei das Orchester unter der Leitung von Andrew Resnick genau die richtige Begleitung bietet.
Die Choreografie von Shannon Lewis ist größtenteils rauschhaft, wobei die „Sirenen“ und andere Mitglieder des Ensembles immer wieder ihre Talente in unterschiedlichen Musiknummern beweisen. Alex Timbers’ Regie schlägt durchweg ein spannendes Tempo an. Ein wunderbarer Rückblick auf eine vergangene Ära, der noch lange Zeit viele Zuschauer anziehen dürfte.
(Übersetzung: Angela Reinhardt)Music Supervision: Andrew Resnick • Musikalische Leitung: Andrew Resnick • Choreografie: Shannon Lewis • Bühne: Derek McLane • Kostüme: Catherine Zuber • Licht: Justin Townsend • Sounddesign: Peter Hylenski • Mit: Jonathan Groff (Bobby Darin), Joe Barbara (Charlie Maffia u.a.), Emily Bergl (Nina/Mary), Erika Henningsen (Sandra Dee), Gracie Lawrence (Connie Francis), Michele Pawk (Polly), Lance Roberts (Ahmet Ertegun u.a.), Caesar Samayoa (Don Kirshner u.a.), Christine Cornish (Siren), Julia Grondin (Siren), Valeria Yamin (Siren) u.a.
Aufmacherfoto: Matthew Murphy and Evan Zimmerman