
Zwei koreanische Roboter auf der Suche nach ihrem „Maybe Happy Ending“
Es ist immer eine Freude, wenn sich die erste Show einer neuen Broadway-Saison als echte Überraschung entpuppt. Genauso ist es bei „Maybe Happy Ending“, das Will Aronson und Hue Park vor acht Jahren geschrieben haben. „K-Pop“, das letzte koreanische Musical in New York, geriet zum Flop. „Maybe Happy Ending“ nun erzählt mit seinem seltsamen Titel von zwei Robotern, die eine romantische Beziehung eingehen. Das hätte ebenso schlimm enden können, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Die Produktion ist ein absolutes Vergnügen. Das Stück sprudelt nur so mit seiner cleveren Geschichte zweier künstlicher Wesen, wird durchflutet von einer großen Menge eingängiger Melodien und erhellt von den fantasievollen Bühnenbildern und dem Videodesign von Dane Laffrey.
Die futuristische Handlung spielt in den Helperbot Yards, gewissermaßen die „Hilfsroboter-Höfe“ außerhalb von Seoul. Dort wohnen Claire und Oliver, die zwar wie Menschen aussehen, aber eindeutig Inkarnationen Künstlicher Intelligenz sind, seit mehreren Jahren in benachbarten Wohnungen, ohne voneinander zu wissen, nachdem ihre jeweiligen Besitzer die beiden sich selbst überlassen haben. Sie treffen sich zum ersten Mal, als Claire ihre Batterie aufladen muss und hilfesuchend an die Türe ihres Nachbarn klopft. Die beiden stellen fest, dass sie hochentwickelte Roboter sind, und gehen schließlich vorsichtig eine Beziehung ein.
Seit zwölf Jahren wartet Oliver, ein Versuchsexemplar der älteren Helperbot-Generation, vergeblich auf die Rückkehr seines Besitzers James. Claire ist ein neueres Modell und besser informiert als er, nachdem sie ihr Passwort von ihrem Vorbesitzer bekommen hat. Auf ihre Anregung hin beschließt Oliver, sich in ihrer Begleitung auf die Suche nach James zu machen – nur um festzustellen, dass sein Vorbesitzer vor vielen Jahren gestorben ist. Dessen Sohn reagiert zunächst widerwillig, bis er begreift, dass der Roboter Informationen über seinen Vater hat, die für ihn wichtig sein könnten. Im Gegenzug gibt er Oliver das Passwort, mit dem auch dieser unabhängig werden kann. Zurück in ihren Appartements realisieren die beiden Roboter, die nun auf sich allein gestellt sind und sich einsam fühlen, dass sie füreinander und für ein Zusammenleben bestimmt sind.
Das Konzept dieses Musicals, das im Grund aus nur zwei Figuren besteht, lässt sich in der Tat clever an. Viele der Songs wurden vom Jazz- und Bop-Stil der 1950er Jahre inspiriert, mit deutlichen Anspielungen auf Duke Ellington, Chet Baker oder Nat King Cole. Sie hüllen die Liebesgeschichte in ein altmodisches Flair, das perfekt zu ihr passt und obendrein zur Illustration der Handlung jede Menge attraktiver musikalischer Momente aneinanderreiht. Darren Criss verleiht dem halbautomatischen Oliver genau die richtige mechanische Vermenschlichung, mit zahlreichen urkomischen Angewohnheiten, die seine Rolle noch stimmiger und glaubwürdiger machen; die Broadway-Debütantin Helen J Shen spielt verführerisch die menschlichere und modischere Claire. Beide stehen unter der klugen Regie von Michael Arden während des gesamten Abends auf der Bühne und ergänzen sich in ihrem Spiel – das Publikum ist hingerissen und folgt der Entwicklung der Geschichte atemlos. So entpuppt sich „Maybe Happy Ending“ als sehr unterhaltsame Produktion und willkommene Ergänzung der aktuellen Musical-Liste am Broadway.
(Übersetzung: Angela Reinhardt)Musical Supervision: Deborah K. Abramson • Musikalische Leitung: John Yun • Bühne: Dane Laffrey • Kostüme: Clint Ramos • Licht: Ben Stanton • Sounddesign: Peter Hylenski • Videodesign: George Reeve und Dane Laffrey • Projektionen: George Reeve • Mit: Darren Criss (Oliver), Helen J Shen (Claire), Dez Duron (Gil Brentley), Marcus Choi (James u.a.)
Aufmacherfoto: Matthew Murphy und Evan Zimmerman