Idina Menzel in REDWOOD 0267 Photo Credit Matthew Murphy and Evan Zimmerman for Murphy Made | MUSICAL TODAY

Redwood

Der Frieden der Bäume

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oRT
Broadway (Nederlander Theatre)
von
Kate Diaz (Musik, Orchestrierung und Arrangements)
Tina Landau (Buch)
Tina Landau und Kate Diaz (Gesangstexte)
Regie
Tina Landau
Uraufführung
2024

Idina Menzel im „Redwood“

Als eine der meistbewunderten Broadway-Darstellerinnen hat sich Idina Menzel nie gescheut, außergewöhnliche Figuren zu verkörpern, die sich in merkwürdige Situationen begeben – oder, in ihren Worten, „Frauen, die wirklich tief verletzlich sind und sich auf eine Reise begeben müssen, um ihre Kraft zu nutzen“. Nach ihrem aufsehenerregenden Debüt in „Rent“ 1996 legte Menzel eine glänzende Karriere in verschiedenen Bühnen- und Filmproduktionen hin, darunter „Wicked“, wo sie die Rolle der Elphaba kreierte, das unorthodoxe „If/Then“, das denkwürdige „The Wild Party“ und das kontroverse Schauspiel „The Vagina Monologues“. Dann sang sie mit ihrer charakteristischen Stimme in Filmen wie „Frozen“, wo sie den Hit „Let It Go“ interpretierte, „Enchanted“ und „Cinderella“.

In dem mit Spannung erwarteten „Redwood“ kehrt sie nun an den Broadway zurück. Dieses Musical, das größtenteils in einem Wald spielt, hat Menzel zusammen mit Autorin und Regisseurin Tina Landau konzipiert, die auch für das Buch verantwortlich zeichnet; die Musik stammt von Kate Diaz. Die enge kreative Beziehung zwischen diesen drei Künstlerinnen führt zu einem in sich geschlossenen, poetischen Werk, unkonventionell und doch sehr verführerisch.

Seit 23 Jahren leben Jesse (Menzel) und Mel (De’Adre Aziza, die bereits in „Women on the Verge of a Nervous Breakdown“ zu sehen war) zusammen in New York und ziehen Spencer (Zachary Noah Piser) groß, Jesses Sohn aus einer früheren Beziehung. Als Spencer sein Zuhause verlässt und nach Kalifornien zieht, wo er völlig unerwartet stirbt, ist Jesse am Boden zerstört. Auf der Suche nach Trost und Erlösung versucht sie, seinem Weg zu folgen, und landet schließlich in einem Redwood-Wald, also inmitten der riesigen amerikanischen Mammutbäume. Dort trifft sie die zwei Ranger Finn und Becca, die ihr helfen, Stille und Frieden zu finden.

Tief im Innern erweist sich „Redwood“ als eine Hymne an die Natur und an eine ihrer markantesten Ausdrucksformen, die erhabenen Baumriesen, die Hana S. Kim mit ihren realistischen Videos fantasiereich auf die Bühne bringt. Diese Bilder verleihen dem Stück eine durchschlagende visuelle Wirkung. So wird „Redwood“ zu einer atemberaubenden Produktion, die sich deutlich von den meisten Shows am Broadway abhebt.

Natürlich ist Idina Menzel die Hauptattraktion des Abends. Obwohl die Erzählung einige Zeit braucht, um Jesses Beweggründe und ihr ultimatives Ziel zu erklären (sie verbringt mehrere Monate allein da oben auf dem Weg zum Himmel auf einer Plattform, die an einem Mammutbaum befestigt ist, den sie Stella getauft hat), gelingt es Menzel, die Rolle so anziehend zu verkörpern, dass das Publikum durchweg von ihrer Leistung hingerissen bleibt.

Als Finn, der Förster, ist Michael Park eine solide Ergänzung der Besetzung und beweist, wann immer er auf der Bühne erscheint, dass er seine Bedeutung für die Botschaft des Stücks ebenso gut verstanden hat. Das trifft genauso auf Khaila Wilcoxon als Becca zu, die Jesse zunächst nur widerwillig hilft und schließlich doch versteht, was da oben mit ihr geschieht – sie wird zu einer freundschaftlichen Unterstützerin.

Während die Bühne anfangs kahl und hell beleuchtet erscheint, sorgt die Darstellung des Waldes – Scott Zielinskis Beleuchtung, Jason Ardizzone-Wests Bühnenbild und Jonathan Deans’ Sounddesign – für eine strahlend und natürlich wirkende Atmosphäre.

Die Songs von Tina Landau und Kate Diaz ergänzen die Handlung, aber es dauert eine Weile, bis man wirklich zu ihrem inhaltlichen Kern vordringt und zu schätzen weiß, wie sie der Produktion den nötigen Klang verleihen und sie zu einem eingängigen Musical machen. Die straffe Regie von Tina Landau gibt dem Stück eine gewisse Präzision, wodurch man die Arbeit noch besser würdigen kann, die in den Abend geflossen ist und ihn derart einprägsam macht. Eine merkwürdige Musical-Abwechslung, aber die starke Besetzung und vor allem die Bühnenpräsenz von Idina Menzel machen das Stück zu einer ungewöhnlichen Attraktion, die noch einige Zeit hier verweilen dürfte.

(Übersetzung: Angela Reinhardt)

Music Supervision: Tom Kitt • Musikalische Leitung: Julie McBride • Vertikal-Choreografie: Melecio Estrella, Bandaloop • Bühne: Jason Ardizzone-West • Videodesign: Hana S. Kim • Kostüme: Toni-Leslie James • Licht: Scott Zielinski • Sounddesign: Jonathan Deans • Traumsequenz: Jennifer Weber • Mit: Idina Menzel (Jesse), De’Adre-Aziza (Mel), Michael Park (Finn), Zachary Noah Piser (Spencer), Khaila Wilcoxon (Becca)

Aufmacherfoto: Matthew Murphy und Evan Zimmerman

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