+++ OUT NOW +++ OUT NOW +++ OUT NOW +++ OUT NOW +++ OUT NOW +++
Filippo Strocchi Ensemble | MUSICAL TODAY

Saturday Night Fever

„Stayin’ Alive“ bleibt zu farblos

qi addons for elementor placeholder | MUSICAL TODAY
Venue
Seefestspiele Mörbisch
by
Robert Stigwood und Bill Oakes
mit Musik von „The Bee Gees“
Direction
Karl Absenger
World premiere
1998

In einer überwältigenden Kulisse geht das „Saturday Night Fever“ baden

Hand aufs Herz, was soll schon schiefgehen, wo der offiziell lebensrettende Song „Stayin’ Alive“, der mit seinen 103 Schlägen pro Minute die medizinisch empfohlene Taktfrequenz für die Herzdruckmassage vorgibt, im Zentrum steht? Eine vitale, mitreißende Show scheint vorprogrammiert, good vibrations, elektrisierende Disco-Moves am laufenden Band, der 1977 erschienene „Saturday Night“-Soundtrack der Bee Gees, die damit ihren größten kommerziellen Erfolg feierten …

Und in der Tat, ob laut ausgesprochen oder still geseufzt: Das „WOW!“ bleibt definitiv nicht aus. Der erste Blick auf die vom realen Vollmond beschienene Bühne der Seefestspiele Mörbisch am Neusiedler See beamt die 6.000 (!) Zuschauer direkt ins Herz von Brooklyn. Der Grazer Bühnenbildner Walter Vogelweider hat Großartiges geleistet, um die populäre Seebühne im Burgenland zum authentischen und die Sinne überwältigenden Schauplatz für das Jukebox-Musical „Saturday Night Fever“ (in der neueren Version von Ryan McBride) umzugestalten, das den amerikanischen Tanz-Kultfilm mit John Travolta alias Tony Manero (1977) leider ziemlich ungelenk adaptiert.

Während sich im Hintergrund die clever illuminierte Skyline Manhattans auftürmt, wird ein Teil des Sees zum Hudson River, den eindrucksvoll New Yorks altehrwürdiges Hängebrücken-Wahrzeichen überspannt. Raffiniert schieben sich aus den Gebäudefassaden der Hauptbühne immer wieder die zwei konträren Indoor-Welten, in denen der ambitionierte Disco-König, dem Paul Csitkovics zumindest vokal die benötigt lässige Kontur verleiht, sein wenig befriedigendes Dasein fristet. Links das miefig-bigotte Elternhaus, in dem Tony Manero sich vor dem Spiegel für die nächtlichen Tanzorgien aufhübscht, aber nicht ernst genommen wird; rechts das Tanzstudio, in dem mit Stephanie (sehr präsent: Anna Rosa Döller) für den Tanzwettbewerb im „2001 Odyssey“ geprobt wird. Erst im angedeuteten Happy End wagt er bekanntlich den Aus- und Aufbruch in neues Terrain.

Leider wird genau diese Mörbischer Mega-Bühne diesmal zum Fallstrick für die von Karl Absenger eingerichtete Produktion, bei der 155.000 (!) verkaufte Tickets durchaus eine Ansage sind. Die Regie hat wohl die Herausforderung unterschätzt, die es bedeutet, die räumlichen Dimensionen und das musikalisch in die Jahre geratene Discofieber-Musical mit seiner mageren Story und den zu wenig Empathie stiftenden Charakteren sowie vorhersehbar formulierten Dialogen mit Leben zu füllen – sprich mit sehr vielen singenden, spielen, tanzenden Akteuren. So wirken die Solisten und das Ensemble, die alles fein umsetzen, was Choreografin Faye Heather Anderson vorgegeben hat, komplett verloren. Das gilt in weiten Teilen auch für die Spannung, die von einem dramaturgisch gut gebauten, emotional berührenden Musical von ganz alleine ausgeht. Ein Highlight darf nicht unerwähnt bleiben: das Solo von Bobby alias Aeneas Hollweg – großes Kino! Schnell merkt man, dass sich sonst nur schwach lodernde Disco-Funken aufs Publikum übertragen.

PS: Weitaus mehr Esprit, Originalität und Qualität besitzt in diesem Burgenland-Sommer 2025 „Die Große Robert Stolz Revue“ auf Schloss Tabor – vom nämlichen Ausstatter Walter Vogelweider und mit einem sensationellen Solisten-Ensemble. Ein gerne weitergereichter Geheimtipp!


Musikalische Leitung: Tom Bitterlich • Choreografie: Faye Heather Anderson • Bühne: Walter Vogelweider • Kostüme: Claudio Pohle • Licht: Andrew Voller • Mit: Paul Csitkovics (Tony Manero), Anna Rosa Döller (Stephanie Mangano), Juliane Bischoff (Annette), Aeneas Hollweg (Bobby C.), Timotheus Hollweg (Double J.), Magnus Jahr (Joey), Peter Lesiak (Frank Manero Junior), Otto Beckmann (Frank Manero Senior), Shlomit Butbul (Flo Manero) u.a.

Aufmacherfoto: www.kurtpinter.com

Spielorte

Archive