3237 | MUSICAL TODAY

Monty Python’s Not the Messiah

Angriff auf die Lachmuskeln

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Venue
Theater Hof
by
Nach dem Film „Das Leben des Brian“ von Eric Idle und John Du Prez
Thomas Pigor (Deutsche Fassung)
Direction
Manfred Ohnoutka
World premiere
2007

Monty Python’s Kultfilm „Das Leben des Brian“ als komisches Oratorium

Während „Spamalot“, das auf dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ basiert, mittlerweile von den deutschen Spielplänen kaum mehr wegzudenken ist, ist das zweite Stück von Eric Idle und John du Prez, „Monty Python’s Not The Messiah“, noch eher eine Rarität. Obwohl bereits 2007 in Toronto uraufgeführt, fand es erst 2021 seinen Weg nach Deutschland. Nun ist das „komische Oratorium“ auch am Hofer Theater angekommen.

Über die Handlung muss vermutlich nicht viel gesagt werden, da der zugrundeliegende Film „Das Leben des Brian“ auch heute noch sehr populär ist. Zur Zeit der Geburt von Jesus Christus: Durch einen Zufall wird Brian, Sohn einer Jüdin und eines Römers, mit dem Messias verwechselt. Die Leute laufen ihm hinterher, obwohl Brian beteuert, nicht der Messias zu sein. Dennoch wird er schlussendlich zur Kreuzigung verurteilt. Natürlich beschließt das Stück am Ende mit dem Hit aus dem Film: „Always Look on the Bright Side of Life …“.

Die Untertitelung „Komisches Oratorium“ bedient auch die Inszenierung von Manfred Ohnoutka. Das Publikum blickt auf sechs Notenpulte, hinter ihnen ein roter Vorhang, der mit Beginn den Blick auf Orchester und Chor freigibt. Die Mitwirkenden tragen Abendkleider oder Frack (Ausstattung: Annette Mahlendorf). Schlüpfen die Darstellerinnen und Darsteller in andere Rollen, bedienen sie sich verschiedener zusätzlicher Kleidungsstücke wie einer Kippah, römischen Helmen, Bärten oder Schafsmützen. Sehr witzig ist auch der Einfall, der Solistenriege knallbunte Monsterhandpuppen zu geben, wenn der Chor über apokalyptische Monster singt. Diese kleinen Einfälle, die den typischen Monty-Python-Humor zitieren, bringt Ohnoutka immer wieder in seine Produktion mit ein. So kommen die Protagonisten etwa freudestrahlend und grinsend auf die Bühne, während der Dirigent (Michael Falk) eher lustlos und ohne Motivation auf seinen Platz schlurft.

Der Humor spiegelt sich auch in der musikalischen Gestaltung wider, die verschiedene Stilrichtungen zitiert und sogar „Find your Grail“ aus „Spamalot“ anklingen lässt. Neben oratorienhaften Klängen finden sich auch Rock’n’Roll, Gospel oder „typische“ Musical-Ballade in der Partitur. Selbst eine Mariachi-Band mit Sombreros kommt vor. Michael Falk dirigiert die Hofer Symphoniker stringent, während dank der Tonaussteuerung auch die Liedtexte gut verständlich sind. Das ist ein großer Pluspunkt, da die deutsche Übersetzung von Thomas Pigor sehr gelungen ist und durch ihren Wortwitz zum Lachen animiert.

Die Solistinnen und Solisten wechseln immer wieder zwischen den Rollen hin und her, sodass sie ihre Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen können. Markus Gruber singt u.a. Brian. Sein angenehmer Tenor harmoniert gut mit Annina Olivia Battaglias Sopran, wenn diese als Judith mit ihm in den gemeinsamen Duetten auf der Bühne steht. Besonders witzig die Szene, in der die beiden im Bett landen und mit Koloraturen um die Wette stöhnen. Stefanie Rhaue als Brians Mutter Mandy präsentiert eine sehr anrührende Ballade mit „Wenn Kinder gehn“. Auch Andrii Chakov als Brians Vater oder Michał Rudziński als Schwanzus Longus können ihr komisches Talent zeigen. Großen Applaus erntet Thilo Andersson in seinen verschiedensten Rollen, vor allem als Pontius Pilatus mit Sprachfehler oder als Rebell Stan. Sein Lied „Ich wär gern eine Frau“ präsentiert der Sänger mit großer Ernsthaftigkeit, wodurch die Situation nicht albern wirkt und die Tragik der Figur deutlich wird. Der Opernchor kommt stimmgewaltig daher und kommentiert die Handlung immer wieder durch Zwischenrufe. Kein klassischer Musicalabend, der aber dennoch viel Spaß macht und die Zuschauer mit beschwingten Klängen nach Hause entlässt.


Musikalische Leitung: Michael Falk • Regie: Manfred Ohnoutka • Ausstattung: Annette Mahlendorf • Licht: Jürgen Burger • Videografie: Kristoffer Keudel • Choreinstudierung: Ruben Hawer • Mit: Annina Olivia Battaglia (Judith/Sopran), Stefanie Rhaue (Mandy/Alt), Markus Gruber (Brian/Tenor), Andrii Chakov (Ben/Bariton), Michał Rudziński (Reg/Schwanzus Longus/Bass), Thilo Andersson (Erzähler/Mrs. Betty Parkinson/Stan/Pontius Pilatus/Mr. Cheeky)

Aufmacherfoto: H. Dietz Fotografie

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