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029 Liebe Mord WA | MUSICAL TODAY

Liebe, Mord und Adelspflichten

Ein „Unfall“ kommt selten allein …

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Theater Krefeld und Mönchengladbach
von
Steven Lutvak (Musik)
Robert L. Freedman (Buch)
Regie
Thomas Weber-Schallauer
Uraufführung
2012

„Liebe, Mord und Adelspflichten“ bietet britischen Humor und nostalgisch angehauchte Musik

Im britischen Filmklassiker „Adel verpflichtet“ spielte Alec Guinness 1949 gleich alle acht Mitglieder der adligen D’Ascoyne-Familie – in der 2012 uraufgeführten und im Jahr darauf erstmals am Broadway gezeigten Musical-Version „A Gentleman’s Guide to Love and Murder“ („Liebe, Mord und Adelspflichten“) von Steven Lutvak und Robert L. Freedman wurden daraus die D’Ysquith. Der Film besticht durch seinen beißenden britischen Humor und ist sicher eine der besten englischen Komödien aller Zeiten. Die Idee, einen Schauspieler gleich neun Rollen (im Musical kommt noch eine hinzu) auf einer Bühne spielen zu lassen, ist eine Herausforderung für jeden Theaterregisseur und natürlich den omnipräsenten Darsteller. In der Broadway-Produktion war es Jefferson Mays, der in Windeseile seine Kostüme wechselte, in Mönchengladbach ist es jetzt Markus Heinrich.

Zu Beginn werden Zuschauer mit schwacher Konstitution vor der schaurigen Geschichte gewarnt. Eine Ratte huscht über die Bühne, auf der ein Skelett liegt. An einem Tisch sitzt Lord Montague, kurz „Monty“ genannt, D’Ysquith Navarro, der neunte Graf von Highhurst (Oliver Arno). Er fristet seine Zeit im Gefängnis und schreibt seine Memoiren, die der Zuschauer in Rückblenden erlebt. Von Miss Shingle (Debra Hays) erfährt er darin, dass seine verstorbene Mutter Isabel ein Mitglied der adligen D’Ysquith-Familie war. Zwischen Monty und dem derzeitigen Grafen Adalbert D’Ysquith (Markus Heinrich) stehen allerdings acht Erben. Monty ist in Sibella (Rahel Antonia Wissinger) verliebt, und so ein Adelstitel mit dem nötigen Kleingeld als Kollateraleffekt käme gelegen, auch wenn die hübsche Frau einen anderen heiraten wird. Die D’Ysquith leugnen natürlich die Existenz von Montys Mutter, und so sucht dieser Reverend Ezekiel – selbst Familienmitglied – auf, der ihm auch keine Hilfe anbietet. Wie der Zufall es will, stürzt der Geistliche vom Glockenturm ins Leere, ohne dass Monty ihn vor dem tödlichen Fall bewahrt hätte. Dieser scheint nun einen Weg gefunden haben, sich in der Erbfolge hochzuarbeiten. Wen wird wohl der nächste „Unfall“ treffen? …

Britischen Humor ins Deutsche zu übersetzen ist keine einfache Aufgabe. Als gelungenes Beispiel gilt „Spamalot“. Daniel Große Boymann gelingt es mit gewissen Abstrichen: Der schwarze Humor bleibt präsent, auch wenn die Gags nicht in Lachmuskel-Torturen ausarten. Interessant ist die Idee, die stilisierten Bühnenbilder (Siegfried E. Mayer) von Montys Wohnung, Highhurst Castle, dem Anwesen von Henry D’Ysquith oder dem Salon von Lord Adalbert mit kurzen Animationen zu beleben, darunter eine Ratte, Bienen oder Blut. Vorbild für diese Kulissen und die Animationen sind die grafischen Novellen. Die Ratte und das Skelett verschieben das vordere Bühnenbild, sodass stets der Eindruck entsteht, man würde durch ein Objektiv das Geschehen verfolgen.

Ein echter Ohrwurm ist in der nostalgisch klingenden Musik nicht auszumachen. Lediglich „Du bist ein D’Ysquith“ und „Monty, was täte ich ohne Dich?“ heben sich etwas ab. Diese Songs werden von den durch Giovanni Conti geleiteten Niederrheinischen Sinfonikern entsprechend aufgedreht.

Regisseur Thomas Weber-Schallauer und Choreografin Bridget Quinn Petzold arrangieren mit Geschmack und Geschick kurzweilige Szenen und amüsante Tableaux. Aus dem überzeugend aufspielenden Ensemble stechen Oliver Arno als Mörder in der Not und Markus Heinrich als Verwandlungskünstler hervor. Ein amüsantes Musical, dessen Besuch man einplanen sollte.


Musikalische Leitung: Giovanni Conti • Ausstattung: Siegfried E. Mayer • Choreografie: Bridget Quinn Petzold • Animierte Illustration: Peter Schmitz; Mit: Oliver Arno (Montague „Monty“ Navarro), Debra Hays (Miss Shingle), Rahel Antonia Wissinger (Sibella Hallward), Gabriela Kuhn (Phoebe D’Ysquith), Markus Heinrich (Die D’Ysquith-Familie) u.a. Niederrheinische Sinfoniker

Aufmacherfoto: Matthias Stutte

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