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Gypsy © Jean Louis Fernandez 10 | MUSICAL TODAY

Gypsy

Musicalwunder

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oRT
Opéra national de Lorraine
von
Arthur Laurents (Buch)
Jule Styne (Musik)
Stephen Sondheim (Gesangstexte)
Regie
Laurent Pelly
Uraufführung
1959

Natalie Dessay überrascht in Laurent Pellys magischer „Gypsy“-Inszenierung

Rose Thompson Hovick will ihre Töchter mit allen Mitteln zu Varieté-Stars machen. Als Schwesternduo tingeln sie mit ihr durch Amerika, bis sich June, die Ältere und Begabtere, den mütterlichen Ambitionen entzieht und durchbrennt. Louise, die scheue, immer im Schatten stehende Schwester, kann sich solistisch nicht durchsetzen und macht unter dem Namen Gypsy Rose Lee als Striptease-Tänzerin Karriere. 1957 veröffentlicht sie eine Autobiografie über ihre schwierige Jugend. Auf ihr basiert das Musical „Gypsy“ von Jule Styne mit den Texten von Stephen Sondheim, in dessen Mittelpunkt Mutter Rose steht. 1959 kommt es am Broadway mit Ethel Merman heraus, in weiteren Produktionen übernehmen Show-Größen wie Angela Lansbury, Patti LuPone oder aktuell Audra McDonald die Rolle.

Auch bei der französischen Premiere in Nancy, über 60 Jahre nach der Uraufführung, ist Rose überaus prominent besetzt. Sie wird von Natalie Dessay verkörpert, einer der brillantesten Koloratursopranistinnen ihrer Generation. Doch vor gut zehn Jahren zog sie sich von der Oper zurück, fand ihr künstlerisches Zuhause im Schauspiel und singt heute statt Lucia oder „Traviata“ Chanson und Musical. Das macht sie stimmlich großartig: stilistisch perfekt, ohne klassisch geschulten Beigeschmack und ungeheuer ausdrucksstark. Dazu verleiht sie Rose eine darstellerische Präsenz, die von nicht nachlassender Energie und Rastlosigkeit geprägt ist. Erst am Ende, als sie erkennt, dass sie ihre eigenen Träume in den Töchtern verwirklichen wollte, kommt sie zur Ruhe und findet zurück zu Rose Lee.

Auch optisch sticht Natalie Dessay in rotem Kleid und passendem Mantel aus der vorwiegend schwarz gekleideten Truppe hervor. Dabei ist die Inszenierung von Laurent Pelly keineswegs nur ein Starvehikel für sie. Im Gegenteil: Der Regisseur hat mit minimalem Aufwand ein gleichberechtigtes Gesamtkunstwerk aus Musik, Tanz und Darstellung kreiert. In der Mitte der Bühne (Gestaltung: Massimo Troncanetti) sitzt exponiert die Instrumentaltruppe „Les Frivolités Parisiennes“, die unter der energetischen Leitung von Gareth Valentine schon während der Ouvertüre durch enormen Drive demonstriert, wie gut Stynes Partitur ist. Rund um das Orchester befinden sich auf verschiedenen Ebenen Laufstege mit Glühbirnen an den Seiten, die bei den Showeinlagen angehen. Auf ihnen lässt Pelly so magisch wie temporeich das Geschehen ablaufen.

Wie im Rausch gehen Songs (in Englisch), Revue-Szenen und französisch übersetzte Dialoge ineinander über, getragen durch ein perfekt aufeinander eingespieltes Ensemble. Neïma Naouri – im wahren Leben die Tochter von Dessay und Bariton Laurent Naouri – zeichnet die Wandlung vom unbeholfenen jungen Mädchen zum Burlesque-Star glaubwürdig nach. Großartig, wie sie sich nach dem ersten linkischen Striptease-Versuch zu immer größerer Professionalität steigert. Medya Zana als June ist ihr quirliges Pendant, zum berührenden Ruhepol gerät das Duett mit Louise, wenn sich beide wünschen, dass ihre Mutter endlich ihren Freund Herbie – der warmherzige Daniel Njo Lobé – heiratet.

Ein Genuss sind auch die von Lionel Hoche choreografierten Showacts. Einen Bombenauftritt legt das Burlesque-Quartett hin, solistisch überrumpelt Antoine Prevost mit einem Medley quer durch Tanzformen und -stile. Die beiden bejubelten Aufführungen in Nancy sind der Auftakt einer Tournee, die „Gypsy“ in die koproduzierenden Theater in Luxemburg, Paris, Caen und Reims führt. Wer die Möglichkeit hat: Die Produktion ist unbedingt eine Reise wert.


Musikalische Leitung: Gareth Valentine • Regie und Kostüme: Laurent Pelly • Choreografie: Lionel Hoche • Bühne: Massimo Troncanetti • Licht: Marco Giusti • Sounddesign: Unisson Design • Chor: Stéphane Petitjean • Mit: Natalie Dessay (Rose), Neïma Naouri (Louise), Medya Zana (June), Daniel Njo Lobé (Herbie), Antoine Le Provost (Tulsa) u.a. • Les Frivolités Parisiennes • La Maîtrise Populaire de l’Opéra-Comique

Aufmacherfoto: Jean-Louis Fernandez

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