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034 Alfons Haider und Ballett Skiverliebt ©SLT Tobias Witzgall LT2 1628 Bearbeitet | MUSICAL TODAY

Skiverliebt

Big Snow – Big Show!

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oRT
Salzburger Landestheater
von
Anna Lukasser-Weitlaner (Buch)
Martin Lingnau (Musik)
Frank Ramond (Gesangstexte)
Regie
Andreas Gergen
Uraufführung
2025

Mit viel Tempo auf die Bühne/Piste: das rundum gelungene Pop-Revue-Operetten-Singspiel-Musical (!) „Skiverliebt“

Wie Österreich bei der heimischen Ski-WM abschneidet, ist am Tag der Premiere noch nicht abzusehen. Mit einem eigens komponierten Auftragswerk liegt das Salzburger Landestheater in Sachen Rahmenprogramm aber bereits ganz weit vorne: „Skiverliebt“, das sind rasante, farbenfrohe und skurrile drei Stunden beste Unterhaltung.

Da ist zum einen die vielschichtige Komposition von Martin Lingnau, die sich augenzwinkernd an jedem verfügbaren musikalischen Österreich-Klischee bedient. Frech und in atemberaubendem Tempo wird man von dieser musikalischen Mixtur durch die Genres „geschleudert“ wie ein Skifahrer um die Stangen. Man jodelt, schuhplattelt, walzert und rührt zu Tränen, nur um sich Sekunden später auf einer Après-Ski-Party wiederzufinden. Das Mozarteumorchester, der Chor und das Ballett des Salzburger Landestheaters unter Tobias Meichsner haben spürbaren Spaß an diesem „Ritt“, flankiert vom fast unerschöpflichen Ideenreichtum von Regisseur Andreas Gergen. Ausgesprochen besonders sind Christian Floerens fantasievolle Bühnenideen, deren Witz und Farbigkeit mit den knalligen Kostümen von Johanna Lakner für einige Aha-Momente sorgen.

Wen wundert’s da noch, dass auch die Geschichte selbst ein Tempo vorlegt wie ein Abfahrtslauf: Mit gleich 4,5 Liebespaaren wartet das Buch von Anna Lukasser-Weitlaner auf. Da wäre zunächst Österreichs „Goldhoffnung“, Skirennläuferin Anna Maier (Paraderolle für das 24-jährige Riesentalent Anna Rosa Döller). Sie entliebt sich von Freund und Trainer Franz Nicht (ebenfalls großartig: Timotheus Hollweg, auch erst 25!), um sich ganz zuckersüß mit ihrem „Anjo de Neve“, der brasilianischen Konkurrentin Camilla Senna da Silvia zu outen (durch Anna Bárbara Bonatto ideal besetzt).

Eine unverkennbare Reminiszenz an das „Weiße Rössl“ ist die zweite Paargeschichte zwischen Hotelbetreiberin Jessica Maier, gleichzeitig Annas Mutter, und ihrem Angestellten – ja, genau – Leopold. Mit „Herzen im Schnee“ erobert sich Chansonier Georg Clementi in dieser Rolle singend neben der Gunst „seiner“ Wirtin Larissa Enzi auch gleich noch die des Publikums.

Zum Dritten wäre da die brillant zugespitzte Figur von Bürgermeister und Tausendsassa Johann „Joe“ Oberbichler alias Alfons Haider, der mit einer Wundertüte an Wortwitz, schillernder Präsenz und einer „Schau ma mal, dann seh’ ma scho“-Philosophie Garant für wahre Österreich-Momente ist. Sein kontrastierendes Alter Ego: die schrullige Umweltschützerin Fiona Grafenreiter, Retterin einer bedrohten Tierart, die sich ausgerechnet auf der Weltcup-Abfahrtspiste Zwölferkogel niedergelassen haben soll. Hier findet sich zum Happy End, was ursprünglich gar nicht zusammengehörte: Der „Unkenblitzer“ wird mit Kaiserschmarrn vom Skihang ins eigene Schutzreservoir vertrieben und Fiona sitzt beim WM-Lauf „viel lieber“ neben Arnold Schwarzenegger auf der Ehrentribüne als beim Bundeskanzler. Liedtexter Frank Ramond macht aus dem urkomischen „Unkenblitzer-Solo“ von Patrizia Unger einen Highlight-Song – die Ohrwurm-Dichte ist ohnehin beeindruckend.

Und dann gibt es zu guter Letzt den zwischendurch verlassenen Liebhaber Franz Nicht, der sich mit der norddeutschen Journalistin Hannah Kleinhampel-Huckriede tröstet. Die Burgenländerin Caroline Hat spielt die personifizierte Klischee-Deutsche mit Bravour, Dialogautor Johannes Glück schreibt ihr und den übrigen Protagonisten feinsinnige Pointen auf den Leib, die vom deutsch-österreichischen Saalpublikum gleichermaßen goutiert werden. Wenn Skistar Anna kurz vor ihrem alles entscheidenden Lauf verschwindet und man (als allerschlimmste Option) befürchten muss, dass sie jetzt „zum DSV“ gewechselt ist, ist das „Deutschen-Bashing“ vom Feinsten. Großartig! Zwar kein Paar, aber unbedingt erwähnenswert: Manuel Mairhofer als hinreißend überzeichneter Tiroler „Antiheld“ Peppi Unterberger, der für DJ-Ötzi-Momente sorgt und auch sonst vor nicht viel zurückschreckt. Ohne zu viel vorwegzunehmen: Am Ende wird alles gut. Und es gibt Gold für Österreich – hochverdient!


Musikalische Leitung: Tobias Meichsner Choreografie: Jonathan Huor • Bühne: Christian Floeren • Kostüme: Johanna Lakner • Video: Andreas „Ivo“ Ivancsics • Licht: Richard Schlager • Ton: Susanne Gasselsberger und Markus Kortschak • Choreinstudierung: Mario El Fakih • Mit: Anna Rosa Döller (Anna Maier), Timotheus Hollweg (Franz Nicht), Alfons Haider (Johann „Joe“ Oberbichler), Anna Bárbara Bonatto (Camilla Senna da Silva), Georg Clementi (Leopold Brunner), Patrizia Unger (Fiona Grafenreiter), Larissa Enzi (Jessica Maier), Carolina Hat (Hannah Kleinhampel-Huckriede), Manuel Mairhofer (Peppi Unterberger) u.a. • Ballett und Chor des Salzburger Landestheaters • Mozarteumorchester Salzburg

Aufmacherfoto: SLT/Tobias Witzgall

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