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ubs Die neuen Abenteuer des Baron Muenchhausen GPv.l.n.r. Michael Kuczynski Paulina Wojtowicz Foto Udo Krause | MUSICAL TODAY

Die neuen Abenteuer des Baron Münchhausen

Das Staunen nicht verlernen

placeholder | MUSICAL TODAY
Ort
Uckermärkische Bühnen Schwedt
VON
Tilman Hintze, Uli Hermann-Schroedter, Jan Kirsten, Benjamin Richter und Andreas van den Brandt (Musik)
Jan Kirsten (Buch)
Regie
Lars Franke
Uraufführung
2024

„Die neuen Abenteuer des Baron Münchhausen“ – ein turbulenter Trip quer durch die Menschheitsgeschichte

Sein Ritt auf der Kanonenkugel kostete die UFA 1943 ein Vermögen und setzte Hauptdarsteller Hans Albers ein Denkmal. Obwohl auf dem Index der Nazis, durfte Erich Kästner das Drehbuch für den legendären Farbfilm schreiben. Schon damals und auch danach faszinierte immer wieder dieser 1720 geborene Hasardeur und Lügenerzähler das Publikum, in Comics, Zelluloid-Streifen oder Theaterstücken. Nun widmen sich die Uckermärkischen Bühnen Schwedt dem prominenten Mann aus dem niedersächsischen Bodenwerder: „Die neuen Abenteuer des Baron Münchhausen“ heißt das open air uraufgeführte Musical aus der Feder von Jan Kirsten, das dem Adligen eine fröhlich beschwingte Auferstehung beschert.

Autor Kirsten entfernt sich von originalen Geschichten, erzählt eine ganz eigene Fassung auf den Spuren des Titelhelden: Ihm widmet das Stadtmuseum zum Geburtstag eine große Sonderausstellung. Das Projekt passt so gar nicht zum wissenschaftlichen Anspruch der strengen Leiterin Dr. Wagenbeck. Sie fokussiert sich auf evidenzbasierte Fakten, statt auf den Kokolores des Aufschneiders. Plötzlich entsteigt einer Exponaten-Kiste der von ihr Gescholtene höchstselbst, entführt sie in eine fantastische Reise durch Kontinente und verschiedene Epochen. Das ungleiche Duo landet in der Steinzeit, im pharaonischen Ägypten, am Beginn des Christentums, bei Shakespeare, im Florenz von Leonardo da Vinci und auf dem Mond oder zumindest in einem Hollywood-Studio, wo die Landung auf dem Trabanten imaginiert wird. Als Moral wird die Fähigkeit zu Staunen und Spontaneität platziert, jenseits scheinbar gesicherter Erkenntnisse.

Reichlich Stoff für einen Abend, bis zum versöhnlichen Finale, in dem auch Gott eine Rolle bekommt. Jan Kirsten baut daraus einen übersichtlichen Plot, inklusive Humor. Das Bühnenpersonal ist ständig gefordert und in diversen Figuren unterwegs, mal Urmensch, Postillon oder Königin Hatschepsut, dann Mona Lisa, Jesus oder Astronaut. Viel zu tun für Regisseur Lars Franke, der Handlungsstränge gut sortiert und nie im Kuddelmuddel strandet. Choreograf Jason Sabrou schöpft aus einem üppigen Ideenfundus, um die turbulente Fahrt mit Dynamik und flott bewegten Hinguckern zu garnieren. Ausstatterin Frauke Bischinger kreiert für die Stationen wandelbare Vitrinen, konzentriert sich ansonsten mehr auf die Kostüme, die unter anderem Neandertal-Look und Space-Montur aufbieten.

Für die Musik zeichnen gleich fünf Komponisten verantwortlich: neben Jan Kirsten sind das Tilman Hintze, Uli Hermann-Schroedter, Benjamin Richter und Andreas van den Brandt. Die Palette schwankt vom Science-Fiction-Sound („Krieg der Sterne“) über Schlager-Rythmen („Was ist gut, was ist böse“) bis zu Rock und Chanson, vom schwungvollen Opening bis zum Lügen-Song. Tom van Hasselt spielte die Partitur als meist synthetisch wirkende Tonkonserve ein und fungiert als musikalischer Leiter.

Michael Kuczynski als alerter Baron Münchhausen und Pauline Wojtowicz als klinische Museumschefin bilden die Klammer, agieren wendig, vital, omnipräsent. Aus dem Ensemble ragen Katharina Apitz, Janik Oelsch, David Alonso und Daniel Bogacki heraus, die Übrigen sind ebenfalls mit Herzblut dabei. Insgesamt wirken „Die neuen Abenteuer des Baron Münchhausen“ eher old fashioned, die Story ein wenig banal, die Gesangstexte holpern manchmal und die Dramaturgie hätte stringenter sein und den Charakteren mehr Konturen geben können – vor allem im zweiten Teil verlieren sich Tempo und Witz. Als Sommerspektakel funktioniert das Musical trotzdem, die Publikumsreaktionen bestätigen diesen Eindruck deutlich.


Musikalische Leitung: Tom van Hasselt • Ausstattung: Frauke Bischinger • Choreografie: Jason Sabrou • Mit: Michael Kuczynski (Baron Münchhausen), Pauline Wojtowicz (Dr. Wagenbeck) sowie Katharina Apitz, Janik Oelsch, David Alonso, Daniel Bogacki, Katarzyna Kluczna, Antonia Schwingel, Fabian Ranglack, Julia Pawlak, Sandra Bożewicz, Daniel Grzegorek und Aleksandra Dziewit in verschiedenen Rollen

Aufmacherfoto: Udo Krause

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