2625 the rocky horror show 0517 | MUSICAL TODAY

The Rocky Horror Show

Don’t Dream It, Be It!

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Konzert und Theater St.Gallen
von
Richard O’Brien (Buch, Gesangstexte & Musik)
Regie
Christian Brey
Uraufführung
1973

„The Rocky Horror Show“ in einer richtig starken Produktion

Die Inszenierung von Christian Brey beginnt eindrucksvoll. Vom blutroten Schriftzug auf dem eisernen Vorhang tropft es unheilvoll, und die Stimme des schaurig-unheimlichen Frank’N’Furter instruiert das Publikum höchstpersönlich in den Benimm-Regeln. Schon vor Beginn des Spektakels raschelt es im Zuschauerraum: Viele haben sich mit den Mitmach-Taschen eingedeckt, die mit Federboas, Wasserpistolen, Bierdeckeln, Konfetti und anderen Requisiten bestückt sind. Die Aufforderung zur Interaktion wird von den Zuschauern von Beginn an begeistert genutzt, und eingefleischte Fans tanzen beim „Time Warp“ selbstverständlich mit.

Mit Heidi Maria Glössner als Erzählerin und Michael von der Heide in der Rolle des Riff Raff hat das Theater St.Gallen zwei Größen der Schweizer Unterhaltungsszene verpflichtet. Die schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles sind hervorragend. Jede Slapstickeinlage und jede Choreografie sitzen perfekt, präzise wie ein Schweizer Uhrwerk.

Yascha Finn Nolting als charismatischer Frank’N’Furter ist der Star des Abends. Mit seiner tiefen, ausdrucksstarken Stimme und einer gelungenen Mischung aus lasziver Verführung und theatralischer Exzentrik zieht er alle in seinen Bann. Maya Alban-Zapata sticht als Magenta bei den Damen stimmlich hervor und begeistert mit akrobatischen Einlagen. Michael von der Heide verleiht Riff Raff eine düster-komische Note mit makellosem Timing, während Pascale Pfeuti und Jonathan Fiebig als Janet und Brad neben dem Schauspieltalent in ihrem Schluss-Song auch ihr stimmliches Können unter Beweis stellen. Auch Lilly Hartmann überzeugt als Columbia mit unglaublicher Energie und Spielfreude. Heidi Maria Glössner schließlich ist in der Rolle der Erzählerin ein besonderer Genuss. Die Grande Dame des Schweizer Films und Theaters bringt viel Eleganz und Klasse auf die Bühne.

Die Ausstattung, konzipiert von Anette Hachmann und Elisa Limberg, ist originell und geschmackvoll. In einem kleinen kreisrunden Orchestergraben, direkt in die nach vorne verlängerte Bühne integriert, sitzt die Rocky Horror Band, musikalisch souverän geleitet von Tobias Cosler. Daneben befindet sich ein erhöhtes Drehpodest. Im Hintergrund thront eine große Kuppel, die das Labor von Dr. Frank’N’Furter repräsentiert. Die visuelle Gestaltung ist durchweg gelungen: Von den riesigen schwarzen, mit Silberlametta verzierten Ballontrauben an der Decke über die großen schwarzen Gymnastikbälle bis hin zu ausgefallenen Requisiten wie Riff Raffs handlicher Rauchmaschine bietet jede Szene etwas Neues und Überraschendes. So auch der erste Auftritt von Frank’N’Furter, der auf einem riesigen roten Mund von der Decke herunterschwebt. Videoprojektionen vervielfältigen das Geschehen auf der Bühne und sorgen für zusätzliche visuelle Effekte. Bei den erotischen Szenen überrascht die Regie mit der kreativen Nutzung von Schattentheater, das auf mehreren Bildschirmen in Szene gesetzt wird und eine originelle Note in die Inszenierung bringt.

Ein weiteres Highlight sind die Kostüme, entworfen von Anette Hachmann. Mit ihrer Extravaganz und ihrem schrillen Design unterstreichen sie den Stil des Musicals perfekt. Die glitzernden Outfits des Ensembles, die nerdigen Anzüge von Brad und Janet, die ikonischen Strapse und die opulenten Umhänge von Frank’N’Furter tragen alle dazu bei, die überdrehte und absurde Welt der „Rocky Horror Show“ zum Leben zu erwecken.

Ebenso beeindruckend sind die Choreografien von Barbara Tartaglia. Sie verleihen dem Stück eine ungeheure Dynamik. Die Tanzszenen, von Stepptanz bis hin zu humorvollen Gymnastikball-Choreos, sind maßgeschneidert auf die tänzerische Vielseitigkeit des Ensembles. Wer auf der Suche nach einer Mischung aus schriller Exzentrik, fesselnder Musik und guter Unterhaltung ist, wird hier bestens bedient.


Musikalische Leitung: Tobias Cosler • Choreografie: Barbara Tartaglia • Ausstattung: Anette Hachmann und Elisa Limberg • Licht: Andreas Enzler • Video: Thomas Mahnecke • Ton: Marko Siegmeier und Nicolai Gütter-Graf • Mit: Yascha Finn Nolting (Frank’N’Furter), Pascale Pfeuti (Janet Weiss), Jonathan Fiebig (Brad Majors), Michael von der Heide (Riff Raff), Maya Alban-Zapeta (Magenta), Lilly Hartmann (Columbia), Michael B. Sattler (Rocky), Aaron Hitz (Eddie), Christian Hettkamp (Dr. Scott), Heidi Maria Glössner (Erzählerin) u.a. • The Rocky Horror Band

Aufmacherfoto: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie

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