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The Queen of Versailles

Versailles 2.0

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Broadway (St. James Theatre)
von
Stephen Schwartz (Musik und Liedtexte)
Lindsey Ferrentino (Buch)
Regie
Michael Arden
Uraufführung
2025

Stephen Schwartz’ neues Musical begeistert auf hohem Niveau – und scheitert doch

Der historisch klingende Titel dieses neuen Musicals mag an den Ruhm des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. erinnern, der das prächtige Schloss in der Nähe von Paris erbauen ließ. Oder an Marie-Antoinette, die unglückliche Ehefrau Ludwigs XVI., die eine Weile dort lebte. Vielleicht auch an den Friedensvertrag, der dort am 28. Juni 1919 unterzeichnet wurde und den furchtbaren Ersten Weltkrieg beendete. Aber obwohl die erste Szene des Abends durch Dane Laffreys aufwändige Bühnenbilder und Christian Cowans treffliche Kostüme aus dem 17. Jahrhundert diesen Eindruck noch verstärken könnte, hat das Schloss Versailles tatsächlich wenig mit der von Lindsey Ferrentino geschriebenen Geschichte zu tun, die auf einem Dokumentarfilm aus dem Jahr 2012 basiert. Er erzählt vom wohlhabenden amerikanischen Ehepaar Jackie und David Siegel, und genau sie stehen im Mittelpunkt dieser Show.

Mit einer besonders guten Partitur von Stephen Schwartz, der gerade wegen seiner neuen Songs in der Verfilmung „Wicked: For Good“ in aller Munde ist, und mit Kristin Chenoweth als Jackie, dieser hinreißend schönen Schauspielerin mit der schelmisch-verschmitzten Persönlichkeit, die wir vor allem durch ihre Starrolle im Bühnenklassiker „Wicked“ in Erinnerung haben, scheint dieses Musical alles zu haben, um die Zuschauer zu begeistern.

Die Handlung verfolgt den Aufstieg von Jackie, die aus einer armen Familie stammt und den wohlhabenden Immobilienbesitzer David heiratet, nachdem sie 1993 zur Miss Florida gewählt wurde. In ihrer ganz eigenen Vorstellung von Grandezza überredet sie ihren Mann, eine Luxusvilla mit 8.000 Quadratmetern zu bauen, eine der größten in den Vereinigten Staaten, entworfen nach dem Vorbild von Schloss Versailles. Zunächst scheint alles gut zu laufen, bis die Rezession von 2008 David dazu zwingt, sein stark reduziertes Einkommen zu realisieren und das Projekt zu stoppen. Die Wiederaufnahme des Baus braucht Zeit, aber als es ihm nach der Krise gelingt, sein Schicksal wieder in den Griff zu bekommen, kann Jackie ihren Traum endlich in die Tat umsetzen. Heute befindet sich der Palast immer noch im Bau, obwohl David Anfang dieses Jahres gestorben ist.

Und so wechselt die Erzählung zwischen Florida und der Geschichte von Versailles hin und her, mit einem deutlichen Kopfnicken zum historischen Hintergrund. Obwohl der Vergleich zwischen den beiden Aspekten der Geschichte ziemlich unorthodox erscheint, verleiht doch gerade die Art und Weise, wie er hier präsentiert wird, dem Musical eine interessante Realität und eine große Überzeugungskraft. Dieser Effekt wird durch die von Schwartz komponierten Songs und durch die Bühnenpräsenz der Hauptdarstellerin noch verstärkt – sie beherrscht Auftritt und Charakter ihrer Figur wirklich perfekt. Die auf 25 Millionen Dollar Kosten geschätzte Inszenierung übertrifft andere Produktionen dank ihrer vielen positiven Eigenschaften (prächtige Schauplätze, attraktive Kostüme, großartige visuelle Effekte) und das Zuschauen ist ein seltenes Vergnügen.

Zur Anziehungskraft der Show trägt das große Ensemble bei, das man dafür versammelt hat. Unter den wichtigsten Darstellern sind etwa die Bühnenlegende F. Murray Abraham als David, Nina White als Victoria, Jackies Tochter aus einer früheren Ehe, Cassondra James als Marie-Antoinette, Melody Butiu als Kindermädchen Sofia und Tatum Grace Hopkins als Jackies Nichte Jonquil. Star des Abends ist und bleibt Kristin Chenoweth: Sie dominiert, gekleidet in eine Vielzahl luxuriöser Kostüme von Christian Cowan, das Ensemble in der scharfsinnigen Regie von Michael Arden.

Trotz ausgezeichneter Kritiken kündigte das Musical kürzlich seine vorzeitige Schließung im Januar an; eine Folge der Krise, unter der der Broadway und viele seiner neueren Produktionen derzeit leiden. Leider trafen die täglichen Kosten der Produktion nicht auf das erwartete ausverkaufte Haus – das Publikum scheint wenig erpicht darauf, sehr hohe Kartenpreise für ein Musical zu zahlen, das, so realistisch und unterhaltsam es auch sein mag, wohl keinen hohen Stellenwert hat.

(Übersetzung: Angela Reinhardt)

Music Supervision: Mary-Mitchell Campbell • Music Coordination: Kristy Norter • Regie: Michael Arden • Choreografie: Lauren Yalango-Grant und Christopher Cree Grant • Bühne und Videodesign: Dane Laffrey • Kostüme: Christian Cowan • Licht: Natasha Katz • Sounddesign: Peter Hylenski • Mit: Kristin Chenoweth (Jackie), F. Murray Abraham (David), Melody Butiu (Sofia), David Aron Damane (Ray), Stephen DeRosa (John), Greg Hildreth (Gary), Tatum Grace Hopkins (Jonquil), Isabel Keating (Debbie), Nina White (Victoria) u.a.

Aufmacherfoto: Julieta Cervantes

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