„Rock me Amadeus – Das Falco Musical“ erlebt eine neue Aufführungsserie im Ronacher
„Wenn ich morgen meinem Gott gegenüberstehe, kann ich sagen: ‚Ich bin unschuldig! Ich hab’ niemandem was getan, ich hab’ niemanden g‘legt, ich hab’ niemanden betrogen, ich hab’ niemandem wehgetan … außer mir selbst.‘ Und das wird er mir hoffentlich verzeihen.“ Mit diesem Originalzitat von Falco aus einem Interview anlässlich seines 40. Geburtstags enden mehr als zwei Stunden „Rock me Amadeus – Das Falco Musical“. Die Show im Ronacher beginnt mit der Nachricht, die am 7. Februar 1998 durch alle Medien ging: Hans Hölzel ist bei einem Autounfall in der Dominikanischen Republik gestorben. „Österreichs größter Popstar“ sorgte Zeit seines kurzen Lebens für jede Menge Aufmerksamkeit in seiner Heimat, aber auch weltweit, und seine Hits sind unvergessen. Das merkt man rasch an der begeisterten Reaktion des Publikums, wenn diese durch das Haus schallen.
Popstar wollte Hans Hölzel immer werden. Mit diesem bereits in der Schule geäußerten Berufswunsch startet das Musical und erzählt den Werdegang von Falco. Was er sich erträumte, trat ein – manches jedoch anders als erwartet. Der Musical-Intendant der Vereinigten Bühnen Wien, Christian Struppeck, hat ein simples und ein wenig rührseliges Libretto verfasst, das detailgenau der Biografie des außergewöhnlichen Künstlers folgt: seine ersten zaghaften Versuche als Musiker, seine Exaltiertheit, der Schönbrunner Dialekt eingeschlossen, der Drogen- und Alkoholkonsum, sein enges Verhältnis zur Mutter, die Überforderung durch den Ruhm, der ihn wie eine riesige Woge mitriss, die Verzweiflung, nicht zu genügen, und gleichzeitig das Wissen, dass er Neues kreierte. Der Wunsch nach einem Familienleben und schließlich der Absturz.
Die mageren Dialoge verschwinden hinter den großen Hits wie „Der Kommissar“, „Rock me Amadeus“, „Jeanny“, „Out of the Dark“, „Junge Römer“, „Wiener Blut“ oder „Titanic“. Dazwischen verirren sich ein paar neue Songs, verfasst von den Brüdern Ferdi und Rob Bolland, wie „Hab den Mut und leb deinen Traum …“, die vermutlich Falco selbst niemals interpretiert hätte. Dabei zeichneten die Bollands auch für einen Hit wie „Rock me Amadeus“ verantwortlich. Eines lernt man schnell: Das Leben eines Popstars ist alles andere als erstrebenswert, der Druck von Produzenten und Managern riesig, es muss ständig geliefert werden. Und – Überraschung – Alkohol und Drogen sind keine Lösung.
Glücksgriff für das Musical ist die Besetzung von Moritz Mausser als Falco. Der junge Sänger und Theaterschauspieler hat die Figur des Musikers verinnerlicht, singt mit Bravour, imitiert die exaltierte Sprache perfekt und weiß sich ausgezeichnet zu bewegen. Ein kongenialer Partner ist sein Alter Ego, verkörpert von Alex Melcher, der wie der Beelzebub persönlich die diabolischen Seiten Falcos darstellt. Unterstützt werden diese starken Szenen, insbesondere im zweiten Teil, durch das schillernde und eindrucksvolle Bühnenbild von Stephan Prattes. Neben unzähligen Spiegeln, glitzernden Accessoires und flexibel einsetzbaren Würfeln, die vom Schnürboden schweben oder von der Seite auf die Bühne geschoben werden, hat er einen riesigen Kopf als Mittelpunkt der Bühne drapiert. Spannend wird es, wenn sich dieser dreht und das Innere zeigt.
Genau dort sitzt das Alter Ego und bohrt sich durch den zweifelnden und von Selbstmitleid zerfressenen Falco. Der unglücklich verlaufenen Liebesgeschichte mit Isabella (tadellos: Katharina Gorgi) wird viel Raum geboten, was nicht unbedingt notwendig gewesen wäre. Selbstverständlich darf die Mama nicht fehlen, die von Tania Golden mit rührender Naivität dargeboten wird. Mit dem Titel „Coming Home“ bewegt sich das Musical dem Tod des Künstlers entgegen. Das Ensemble, gekleidet in weißen Anzügen, verteilt sich im Zuschauerraum und auf der Bühne, bietet, begleitet vom bestens disponierten Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der Leitung von Michael Römer, einen letzten großen Abgesang. Das Publikum springt begeistert von den Stühlen auf und zollt nicht nur den Darstellern ihren Tribut, sondern auch Falco.
Musikalische Leitung: Michael Römer · Choreografie: Anthony van Laast · Bühnenbild: Stephan Prattes · Kostüme: Uta Loher, Conny Lüders · Darsteller: Moritz Mausser (Hans), Alex Melcher (Alter Ego), Katharina Gorgi (Isabella), Andreas Lichtenberger (Horst), Tania Golden (Maria), Franz Frickel (Markus)
Aufmacherfoto: VBW/Deen van Meer