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West Side Story

Schmerzhafter Spiegel unserer Welt

oRT
Volksoper Wien
von
Leonard Bernstein (Musik)
Arthur Laurents (Buch)
Regie
Lotte de Beer
Uraufführung
1957

Hitziges Temperament führt zum blutigen „West Side Story“-Tod

Volksopern-Direktorin Lotte de Beer versuchte alles, um die Aufführungsrechte für Leonard Bernsteins erfolgreichstes Musical, dem „Romeo und Julia“-Drama im Manhattan der 1950er Jahre, für ihr Haus zu erhalten. Als Regisseurin zeigt sie mit viel Leidenschaft das – noch immer topaktuelle – Stück, in dem die Jugendbanden der Sharks und Jets, von bedrückender Ausweglosigkeit und gegenseitigem Rassismus und Vorurteilen gezeichnet, einen sinnlosen Kampf um die „Macht einer Straße“ mit brutaler Gewalt bis zum Tod führen.

Wie die Bandenmitglieder hoffnungslos auf Deutsch (mit englischen Liedtexten) bemerken, ist „unsere Welt klein, aber es ist alles, was wir haben“. Auf der Drehbühne dominiert eine düstere, hohe Wand, die nur trennt, aber niemals für Versöhnung oder gegenseitiges Verständnis sorgt; rasche Szenenwechsel von Docs Drugstore über ein Brautmodengeschäft bis zu Marias Schlafzimmer werden so optimal ermöglicht. Hell und freundlich leuchtet in der perspektivlosen Welt der verfeindeten Halbstarken-Gangs nur ein Werbeplakat vom „American Dream House – this can be yours“: unerreichbar, wie das Liebesglück von Maria und Tony.

Als Glücksgriff erweist sich Choreograf Bryan Arias, in Ponce geboren und in New York aufgewachsen, wodurch er beide Kulturen in sich trägt. Mit den brillanten Tanzszenen wird perfekt die Stimmung des Schauplatz-Milieus und jene des temperamentvollen Inselflairs von Puerto Rico eingefangen. Das herausragende Ensemble zeigt tänzerisch mit realistisch-wirkenden, spannungsgeladenen Kampfhandlungen und einem heißblütigen Energierausch eine mitreißende, dynamische Show. Der Vergewaltigungsakt an Anita verstört durch grausame Glaubwürdigkeit und wie schnell bei einem Streit mit Fäusten die Messer gezückt werden und unnötig gestorben wird, ist aktuell wie eh und je.

Der neue Musikdirektor am Wiener Gürtel, Ben Glassberg, dirigiert mit intensiver Verve, rasantem Schwung, hörbarer Eleganz und exakter Tonführung: eine wahre Liebeserklärung an den Komponisten seines Lieblingsmusicals. Mit jugendlichem Charme, leuchtendem Sopran und klarer Höhe brilliert die US-Amerikanerin Jaye Simmons. Das äußerst talentierte Mitglied des Volksopernstudios begeistert als berührende Maria. Leider kann ihr Tony, Anton Zetterholm, da weder darstellerisch noch stimmlich mithalten – er bleibt farblos und wirkt angestrengt. Oliver Liebl als Bandenanführer Riff dreht nicht nur tänzerisch auf, sondern erfreut auch mit kräftiger Stimme und exakter Aussprache. Myrthes Monteiro und Lionel von Lawrence als Liebespärchen Anita und Bernardo harmonieren exzellent und feurig auf dem Tanzparkett und die Brasilianerin überzeugt auch mit stimmlicher Ausdruckskraft bei „I like to be in America“ und „A Boy Like That – I Have a Love“, wodurch das Duett mit Maria zu einem Höhepunkt des Abends wird. Das Publikum jubelt berechtigt.


Musikalische Leitung: Ben Glassberg • Inszenierung: Lotte de Beer • Choreografie: Bryan Arias • Bühnenbild: Christof Hetzer • Kostüme: Jorine van Beek • Licht: Alex Brok • Sounddesign: Martin Lukesch • Mit: Anton Zetterholm (Tony), Jaye Simmons (Maria), Myrthes Monteiro (Anita), Oliver Liebl (Riff), Lionel von Lawrence (Bernardo), Axel Herrig (Doc), Sophia Gorgi (Rosalia), Roberta Monção (Consuela), Danai Simantiri (Francisca), Peter Lesiak (Action), Oliver Floris (Diesel), Rico Salathé (A-Rab), Liam Solbjerg (Baby John), David Eisinger (Snowboy), Hannah Lehner (Ein Kind) u.a. • Orchester der Volksoper Wien

Aufmacherfoto: Marco Sommer/Volksoper Wien

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