Der 80er-Jahre-Kult „Flashdance“ reißt sein Publikum von den Sitzen
Adrian Lynes „Flashdance“ gehörte 1983 zu den drei erfolgreichsten Filmen des Jahres. Mit über 20 Millionen Exemplaren zählt der Soundtrack noch immer zu den meistverkauften Alben der Welt. Trotz des schnell erreichten „Kultstatus“ dauerte es 25 Jahre, bis „Flashdance“ den Sprung auf die Musicalbühne schaffte. Robbie Roth, Robert Cary und Tom Hedley nahmen sich der Vorlage an, aus der sie die fünf Nummer-Eins-Hits „What A Feeling“, „Maniac“, „Gloria“, „Manhunt“ und „I Love Rock’n’Roll“ übernahmen und mit eigenen Kompositionen ergänzten. Seit seiner Premiere 2008 im englischen Plymouth und einer längeren Spielzeit im Londoner West End tourt das Musical immer wieder mit verschiedenen Companies rund um den Globus und erfreut sich wegen seines jugendaffinen Charakters besonders bei semiprofessionellen Musical-Ensembles großer Beliebtheit.
So jetzt auch beim Jungen Staatsmusical Wiesbaden, dessen Leiterin Iris Limbarth „Flashdance“ inszeniert und choreografiert. Wie immer beweist sie ein glückliches Händchen bei der Auswahl ihrer zwischen 15 und 35 Jahren alten „Nachwuchs-Stars“, ebenso wie ein sicheres Gespür für deren Stärken und Schwächen. So ergibt sich auf der Bühne ein harmonisches Zusammenspiel, bei dem die Leidenschaft der Truppe so manche kleine „Unebenheit“ verzeihen lässt.
Natürlich steht und fällt das Stück mit der Hauptrolle der 18-jährigen Alex Owens, die tagsüber als Schweißerin „unter Männern“ arbeitet und abends in „Harry’s Bar“ als Tänzerin jobbt. Ihr großer Traum ist es, an der renommierten Shipley Dance Academy studieren zu können. Doch die Hürden für die Aufnahmeprüfung erweisen sich als schier unüberwindbar. Als Alex in der Fabrik zufällig ihren Chef Nick Hurley trifft und es zwischen den beiden funkt, lässt dieser gegen ihren Willen seine Beziehungen spielen und arrangiert für Alex ein Vortanzen …
Das klingt wie die üblichen Storys vom Aufstieg eines Stars – nur, dass hier lediglich ein Teil des Weges aufgezeigt wird und das Musical ausgerechnet dann endet, wenn die Geschichte beginnt, wirklich Fahrt aufzunehmen. Immerhin beschert uns dieser „Zwischenstopp“ jene kultige Tanzszene zu „What A Feeling“, deren ansteckende Energie sich auch heute noch auf den Zuschauer überträgt, der gar nicht anders kann, als im Rhythmus mitzuwippen.
Die Power trägt natürlich einen Namen: Denia Gilberg. Das 26-jährige, charismatische Energiebündel mit der durchdringenden Stimme steht schon seit 2013 auf der Bühne des Jungen Staatsmusicals (u.a. in „Fame“) und gastierte bereits an professionellen Theatern. In „Flashdance“ brilliert Gilberg nicht nur mit den Hit-Songs des Musicals, sondern überzeugt auch in den romantischen Duetten mit Chef Nick, dem der „Beau“ der Truppe, Tim Speckhardt, seinen gewohnten Charme verleiht. Dass daraus keine knisternde Love-Story wird, liegt dann mehr an der klischeehaften Zeichnung von Nicks Figur als dem schauspielerischen Talent der beiden. Dafür wirken die Tanzsequenzen, besonders die mit Alex’ Nachtclub-Kolleginnen Tess (Anna Okunowski), Kiki (Lilli Trosien) und Gloria (Viktoria Reese), wie aus einem Guss. Sie sprühen nur so vor – geradezu mit Händen zu greifender – Sinnlichkeit und mitreißender Dynamik. Eine Power, die auch die zehnköpfige Band um Frank Bangert aufgreift, um das begeisterte Publikum nicht erst zum Schlussapplaus von seinen Sitzen zu reißen.
Musikalische Leitung: Frank Bangert • Musikalische Einstudierung: Ulrich Bareiss • Regie und Choreografie: Iris Limbarth • Bühne: Britta Lammers • Kostüme: Heike Korn • Mit: Denia Gilberg (Alex Owens), Tim Speckhardt (Nick Hurley), Anna Okunowski (Tess), Lilli Trosien (Kiki), Viktoria Reese (Kiki), Cecinho Feiertag (Jimmy), Meike Roth (Hannah), Daniel Windrich (Joe/C.C.), Serafin Kopp (Andy), Nick Witmar (Harry) u.a.
Aufmacherfoto: Christine Tritschler