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Bild 9 JESUS CHRIST SUPERSTAR 2024 PRESSE Mischa Mang Gunnar Frietsch Ensemble | MUSICAL TODAY

Jesus Christ Superstar

Passion zwischen den Felsen

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Luisenburg-Festspiele Wunsiedel
von
Andrew Lloyd Webber (Musik)
Tim Rice (Buch)
Regie
Birgit Simmler
Uraufführung
1971

„Jesus Christ Superstar“ in neuer deutscher Übersetzung

An Ostern war „Die Passion“ wieder im Fernsehen als Massenspektakel zu sehen, das die Passionsgeschichte von Jesus Christus in modernem Gewand präsentierte. Andrew Lloyd Webbers und Tim Rices „Jesus Christ Superstar“ zeigt einen anderen Blickwinkel auf die biblische Leidensgeschichte von Jesus: Er wird – genauso wie der Verräter Judas – als Mensch gezeichnet, der mit seinem Handeln und seinem Auftrag hadert, Schwächen offenbart und somit wesentlich näher an die heutigen Menschen herangerückt wird, als in der Bibel beschrieben. Gespielt wird in Wunsiedel die neue deutsche Übersetzung von Timothy Roller, die über weite Strecken sehr gelungen ist und den Hörgewohnheiten der heutigen Besucher entspricht.

Regisseurin Birgit Simmler siedelt ihre Inszenierung in der Handlungszeit an und bricht diese Zeitebene auch nur gelegentlich mit verschiedenen Elementen: Die Händler im Tempel erinnern ein bisschen an Hippies, Pontius Pilatus trägt moderne Militärhosen in Tarnfarben und Herodes wird – umringt von einem knallbunten Ensemble – in der Badewanne auf die Bühne geschoben. Die Ausstattung von Adam Nee bringt antike architektonische Versatzstücke auf die Bühne, die von Gerüsten umgeben sind, was metaphorisch für die Entstehung des Christentums stehen könnte. Simmler nutzt die große Felsenbühne gut aus, schafft immer wieder verschiedene Ebenen oder taucht die Gesteinsformationen ist stimmungsvolle Beleuchtung. Während der Geißelungsszene taucht sie die Bühne in rotes Licht und lässt die Felsen bei den Peitschenhieben hell aufblitzen.

An einigen Stellen bleiben jedoch Fragen offen: So ist unklar, wen Jesus während der Ouvertüre wieder zum Leben erweckt. Geschieht das durch ihn selbst, was die nahezu gespiegelte Szene am Ende nahelegt, oder ist es Lazarus? Ersteres wäre dann ein Hinweis auf die Auferstehung, letzteres würde ein Kennenlernen von Jesus und Maria Magdalena andeuten. Da das Musical bekanntlich wenige Tanzsequenzen beinhaltet, dringt lediglich Tim Zimmermanns witzige und energiegeladene Choreografie von „Herodes’ Lied“ ins Gedächtnis. Angeführt wird das Ensemble von Gunnar Frietsch als Jesus. Er kann glaubhaft den Zwiespalt zwischen Heiland und Mensch zeigen, gerade seine Anklage Gottes während „Gethsemane“ gelingt eindrucksvoll. Seiner Stimme hört man gerne zu, die lediglich bei einigen hohen Tönen etwas angestrengt klingt. Seine Beziehung zu Maria Magdalena wird eindeutig dargestellt, vor allem in „Alles ist in Ordnung“ verführt diese ihn sehr offensiv. Miriam Neumaier überzeugt in dieser Partie sowohl in Hinblick auf Darstellung als auch Gesang. „Wie kann ich ihn nur lieben?“ gelingt ihr mit vielen Zwischentönen. Als Jesus’ Verräter Judas steht Mischa Mang auf der Felsenbühne. Man merkt ihm an, dass er diese Rolle bereits mehrfach verkörpert hat und gut kennt. Schade ist, dass während „Blutgeld“, der Schlüsselszene des Verrats, die Textverständlichkeit leider eher schlecht ist. Dies liegt aber nicht primär an Mang, sondern eher an der Tonaussteuerung, wobei dieses Manko eine Ausnahme darstellt, denn Band und Ensemble sind in der Regel gut abgemischt.

Aus dem spielfreudigen Ensemble sollen an diese Stelle stellvertretend noch zwei Namen genannt werden: Torsten Ankert als Pontius Pilatus wirkt einerseits bedrohlich, wenn er als Herrscher agiert, jedoch genauso verletzlich und unsicher, wenn er von seinem Traum berichtet. Und AMY verkörpert mit großer Bühnenpräsenz die Figur des Herodes, führt während dessen Lied das Ensemble souverän an und erntet dafür – verdient – großen Applaus. Die Band unter dem Dirigat von Vojtěch Adamčík klingt rockig, kann aber auch während der leiseren Momente überzeugen.


Musikalische Leitung: Vojtěch Adamčík • Choreografie: Tim Zimmermann • Ausstattung: Adam Nee • Mit: Gunnar Frietsch (Jesus), Miriam Neumaier (Maria Magdalena), Mischa Mang (Judas), Torsten Ankert (Pontius Pilatus), Wolfgang Mirlach (Kajaphas), Stefan Schößwendter (Hannas), Adam Demetz (Petrus), AMY (Herodes), Dante Sáenz (Simon Zelotes) u.a.

Aufmacherfoto: Florian Miedl

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