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6 Real Women Have Curves Company photo by Julieta Cervantes | MUSICAL TODAY

Real Women Have Curves

Vibrierende Lebenskraft

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Broadway (James Earl Jones Theatre)
von
Joy Huerta und Benjamin Velez (Musik & Gesangstexte)
Lisa Loomer und Nell Benjamin (Buch)
Regie
Sergio Trujillo
Uraufführung
2023

Rebellion und Verführung mit „Real Women Have Curves“

Die Ankunft des bezaubernden neuen Musicals „Real Women Have Curves“ am Broadway hätte nicht besser passen können. Es basiert auf einem Stück von Josefina López aus dem Jahr 1990, das auch als Vorlage für einen gleichnamigen Film aus dem Jahr 2002 diente (der auf Deutsch „Echte Frauen haben Kurven“ hieß), und handelt von Carmen und Raúl, einer Familie mexikanischer Einwanderer ohne Papiere. Sie haben sich in Boyle Heights niedergelassen, einem historischen Latino-Viertel von Los Angeles. Dort leben sie ruhig und unauffällig in mit ihren beiden Töchtern: Estela leitet eine Untergrund-Textilfabrik und Ana wurde gerade an der Columbia University in New York angenommen – ihr großes Ziel, denn sie will unbedingt Journalistin werden. 

Estela erhält einen Spezialauftrag von Mrs. Wright, der Besitzerin der Textilfabrik, die innerhalb von drei Wochen 200 Frauenkleider benötigt. Mit Hilfe ihrer Mutter, die ihr bei der Leitung der Fabrik helfen möchte, und fünf weiteren illegal eingewanderten mexikanischen Schneiderinnen (Rosalí, Pancha, Prima Flaca, Prima Fulvia und Itzel) beginnt Estela, an dem Auftrag zu arbeiten – wohl wissend, dass es praktisch ohne Unterbrechung Tage und Nächte dauern wird, so viele Kleider herzustellen. Ana, die gelegentlich Artikel für eine kleine Lokalzeitung schreibt, bemüht sich in der Zwischenzeit, ihren geplanten Umzug nach New York vor den Eltern geheim zu halten. Bei der Zeitung arbeitet sie mit Henry, einem anderen angehenden Journalisten, der sein Studium in Pennsylvania fortsetzen möchte; die beiden verlieben sich schließlich ineinander. 

Drei Wochen später ist Mrs. Wrights ungewöhnlicher Auftrag fertig, aber sie will die hart arbeitenden Schneiderinnen nicht bezahlen. Ana sagt ihr, dass sie einen Artikel über das ganze Projekt schreiben will und sich darin negativ über unbezahlte Aufträge wie diesem äußern wird. Mrs. Wright bezahlt Estela für die geleistete Arbeit, und Ana erzählt ihrer Mutter endlich, dass sie an die Columbia gehen möchte. Carmen versteht, dass der Wunsch ihrer Tochter der Schlüssel zu deren Zukunft ist, und willigt ein, sie gehen zu lassen.  

Vor den leuchtenden, farbenfrohen Bühnenbildern von Arnulfo Maldonado beginnt das Musical eher langsam, entwickelt sich aber schnell zu einer fröhlichen Reihe turbulenter Szenen. Die rasante Inszenierung von Sergio Trujillo hebt das Stück dabei auf die höchsten Ebenen ausgelassener Unterhaltung. Gesungen und gesprochen wird Englisch, mit gelegentlichen Ausbrüchen in spanischer Sprache, die dem Ganzen große Glaubwürdigkeit verleihen, genau wie manche musikalische Nummern, die vom Ensemble zweisprachig gesungen werden. Die liebenswerten Lieder von Joy Huerta und Benjamin Velez verstärken ihrerseits noch die vibrierende Lebenskraft, die aus dem Abend strahlt, und viele spiegeln das aufregende Tempo der mexikanischen Musik wider. „If I Were a Bird“, „Already Know You“, „Oye Muchacha“, „Adios Andres“ und „Life Is Like a Dance“ erweisen sich dabei als besonders eingängig und infizieren das Publikum mit ihrer Freude. Am bemerkenswertesten ist jedoch der Titelsong, in dem sich die Schneiderinnen bis auf die Unterwäsche ausziehen und zeigen, dass „echte Frauen Kurven haben“ – eine verblüffende Rebellion und eine verführerische, fantasievolle Überraschung. 

Die Besetzung, die fast ausschließlich aus hochtalentierten Broadway-Debütanten besteht, erfüllt die höchsten Standards mit erhebender Qualität, mit der herrlichen Tatianna Córdoba als aktive Ana, bestens unterstützt von Florencia Cuenca (Estela), Justina Machado (Carmen), Aline Mayagoitia (Itzel) und Mason Reeves (Henry). Auch die Kostüme von Wilberth Gonzalez und Paloma Young tragen ihre ganz eigene, wunderschöne Note zu diesem überraschend unwiderstehlichen Musical bei. 

(Übersetzung: Angela Reinhardt)

Music Supervision: Nadia DiGiallonardo • Musikalische Leitung: Roberto Sinha • Regie und Choreografie: Sergio Trujillo • Bühne: Arnulfo Maldonado • Kostüme: Wilberth Gonzalez und Paloma Young • Licht: Natasha Katz • Sounddesign: John Shivers • Videodesign: Hana S. Kim • Mit: Tatianna Córdoba (Ana García), Justina Machado (Carmen García), Florencia Cuenca (Estela García), Mauricio Mendoza (Raúl), Jennifer Sánchez (Rosalí), Carla Jimenez (Pancha), Aline Mayagoitia (Itzel), Shelby Acosta (Prima Flaca), Sandra Valls (Prima Fulvia), Mason Reeves (Henry) u.a. 

Aufmacherfoto: Julieta Cervantes

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