
Augenzwinkernder Humor mit „Smash“
Obwohl der Titel des Stücks kaum etwas über den Inhalt aussagt, informiert der Untertitel „Bombshell: The Marilyn Monroe Story“ das Publikum gleich zu Beginn über das, was zu erwarten steht: eine brillante Komödie über die Entstehung eines Broadway-Musicals mit einer Leinwandlegende.
Das Stück basiert auf einer kurzlebigen Fernsehserie, die von 2012 bis 2013 ausgestrahlt wurde. Am Broadway trifft es mit einer brillanten, lebendigen Partitur von Marc Shaiman und Scott Wittman, einer klassischen Musical-Choreografie von Joshua Bergasse und einer gekonnten Inszenierung von Susan Stroman ein. Es hebt sich deutlich von den vielen erfolgreichen Produktionen ab, die seit Beginn der Saison auf den Broadway-Bühnen gezeigt werden.
Der Großteil der Handlung spielt hinter den Kulissen eines Theaters, in einem Restaurant und auf einer Probebühne, wenige Tage vor der offiziellen Premiere. Der schwule Regisseur Nigel und sein Produktionsteam – Choreografin Chloe, Librettistin Tracy, Komponist Jerry und Produzentin Anita – versuchen, ihrer Show den letzten Schliff zu geben. Marilyn ist mit der beliebten Schauspielerin Ivy Lynn besetzt, und dieser Star wird von der Schauspiellehrerin Susan aus dem Actors’ Studio betreut. Unter ihrer Anleitung begibt sich Ivy sehr tief in ihre Rolle – sie besteht darauf, Marilyn genannt zu werden und wird immer schwieriger im Umgang mit Nigel, den Autoren, dem Rest der Besetzung und natürlich vor allem mit ihrer Zweitbesetzung Karen.
Die Feindseligkeit, die sich in den Endproben immer mehr breitmacht, führt schließlich dazu, dass Anita Nigel feuert und ihn durch Chloe ersetzt, dass Karen in Ivys Rolle besetzt wird, bis letztere ihre Lehrerin Susan feuert und mit einer neuen, freundlicheren Einstellung zur Show zurückkehrt. Die Show kommt bei der Presse schlecht an, aber die Produzenten beschließen, trotzdem weiterzumachen und sich ein Beispiel an Stephen Sondheims „Merrily We Roll Along“ zu nehmen, jenem Flop, der sich in einen Hit verwandelte – eine von mehreren Anspielungen auf echte Broadway-Ereignisse im Verlauf der Handlung.
Brillant inszeniert von Susan Stroman, die hier eine ihrer eindrucksvollsten Produktionen abliefert, und mit der Choreografie von Joshua Bergasse ist „Smash“ ein wohltuend vergnügliches Musical. Wenn das Buch von Bob Martin und Rick Elice auch Zeit braucht, um sein eigenes Tempo zu finden, so steigert es sich doch zu einem passenden Rhythmus und erweist sich als äußerst unterhaltsam.
Die Darsteller sind den theatralischen Anforderungen der Geschichte gewachsen: John Behlmann und Krysta Rodriguez zeigen als Jerry und Tracy fein definierte Porträts, Kristine Nielsen ist als zerstörerische alte Hexe Susan wirklich urkomisch, ebenso gefällt Jacqueline B. Arnold als Produzentin Anita. Den augenzwinkernden Humor, der immer wieder in der Handlung aufblitzt, hat eindeutig Brooks Ashmanskas am besten drauf, der in dieser Spielzeit zuletzt in „Once Upon a Mattress“ zu sehen war; er macht aus Nigel einen fröhlichen und mit großer Geste wütend werdenden Regisseur. Die Palme aber geht an die drei Schauspielerinnen, die Marilyn verkörpern sollen: die wunderbare Robyn Hurder als Ivy Lynn, die äußerst attraktive Caroline Bowman als Karen und die großartige Bella Coppola als Chloe. Alle drei beweisen bemerkenswertes Gesangstalent und sind in Solonummern zu hören, die den Abend auf immer neue Höhen treiben und sich als wahre Showstopper erweisen.
Die Songs brauchen ein wenig Zeit, um das Publikums wirklich zu packen, aber einige treffen genau ins Schwarze, vor allem „Second Hand White Baby Grand“, „The 20th Century Fox Mambo“, „Don’t Forget Me“ und „Let Me Be Your Star“; es gibt noch einige andere in der gleichen Art.
Alles in allem ist diese unterhaltsame Hommage an den Broadway, dieses Musical voller erhebender Melodien, großartiger Rollenporträts und aufregender Tänze, die allesamt um eine Abfolge komischer Theatermomente herum aufgebaut sind, eine quirlige Hommage an die Bühne und eine weitere positive Ergänzung der aktuellen Saison.
(Übersetzung: Angela Reinhardt)Music Supervision: Stephen Oremus • Musikalische Leitung: Paul Staroba • Choreografie: Joshua Bergasse • Bühne: Beowulf Boritt • Kostüme: Alejo Vietti • Licht: Ken Billington • Sounddesign: Brian Ronan • Projektionen: S Katy Tucker • Mit: Robyn Hurder (Ivy), Brooks Ashmanskas (Nigel), Krysta Rodriguez (Tracy), John Behlmann (Jerry), Kristine Nielsen (Susan), Caroline Bowman (Karen), Bella Coppola (Chloe), Jacqueline B. Arnold (Anita), Casey Garvin (Charlie), Nicholas Matos (Scott), Megan Kane (Holly) u.a.
Aufmacherfoto: Matthew Murphy