Die neue Musical-Adaption von Nicholas Sparks’ Roman überzeugt mit sensibler Romantik
Die zweite Hälfte der aktuellen Musical-Saison am Broadway wird mit einer Rarität eröffnet: dem Showstopper „The Notebook“, der die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten Noah und Allie von ihrer ersten Begegnung in den späten 1960er Jahren bis zu ihrem letzten gemeinsamen Moment in der Gegenwart erzählt, in wunderschön romantischer Musik vertont und absolut herzzerreißend. Das Musical basiert auf dem 1996 veröffentlichten Roman von Nicholas Sparks (deutscher Titel: „Wie ein einziger Tag“) und zog auch einen 2004 erschienenen, gleichnamigen Film nach sich. Bekah Brunstetters Buch und Ingrid Michaelsons Musik und Gesangstexte erweisen sich als wahres Vergnügen.
Zwei Jugendliche, Noah und Allie, lernen sich eines Tages kennen und verlieben sich ineinander. Als sie schließlich zusammenziehen wollen, weigern sich Allies wohlhabende Eltern, die Wahl ihrer Tochter zu akzeptieren, da Noah arm ist und als Holzfäller arbeitet. Daraufhin trennen sich die beiden – sie setzt ihr Studium fort und er geht in die US-Armee, die zu dieser Zeit in Vietnam kämpft … Einige Jahre später besucht Allie, die kurz vor der Heirat steht, den inzwischen in einem neuen Haus lebenden Noah. Sie beklagt sich darüber, dass er sich während seiner Abwesenheit nicht bei ihr gemeldet hat, aber er erzählt ihr, dass er ihr jeden Tag Briefe geschrieben hat – die sie nie erreicht haben, weil ihre Mutter sie vor ihr versteckte. Die Liebe zwischen den beiden, die nie nachgelassen hat, nimmt überhand: im Haus, das Noah für Allie gebaut hatte … Jahre später lebt Allie, inzwischen an Alzheimer erkrankt, in einem Pflegeheim; Noah, der einen Schlaganfall hatte und dreimal gegen den Krebs kämpfte, kommt jeden Tag zu ihr, obwohl sie ihn nicht erkennt. Er liest ihr eine Erzählung vor, die er im Laufe der Zeit in ein kleines „Notebook“ geschrieben hat: ihre eigene Geschichte. Plötzlich wird Allie klar, wer er ist, und sie verbringen ihre letzte Nacht zusammen.
Obwohl das eigentlich keine erhebende Geschichte ist, macht die brillante Inszenierung aus diesem sensiblen Musical einen unvergesslichen Abend. Dazu trägt eine ganze Reihe wunderschöner melodischer Gesangseinlagen bei, die von Komponistin Ingrid Michaelson und Carmel Dean anmutig arrangiert wurden.
Unter der geschmeidigen Regie von Michael Greif und Schele Williams verleiht die Besetzung dieser Liebesgeschichte die nötige Kraft, um ihr Publikum zu verführen. Noah und Allie werden von drei Paaren dargestellt, in ihrer Jugend, als Erwachsene und im Alter. Eine interessante Überraschung, die nichts mit der Geschichte zu tun hat und auf die auch nie angespielt wird, ist die Tatsache, dass diese von drei Paaren schwarzer und weißer Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpert werden, wobei Allie und Noah im Alter die Hautfarbe tauschen. Das funktioniert sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kontextes und öffnet auf bemerkenswerte Weise die Tür zu farbenblinden Besetzungen in einer wichtigen Produktion. Maryann Plunkett und Dorian Harewood sind das alt gewordene Paar Allie und Noah, Joy Woods und Ryan Vasquez ihre Alter Egos mittleren Alters, Jordan Tyson und John Cardoza die jungen Liebenden.
Nach seinen eigenen Ansprüchen beurteilt, überzeugt „The Notebook“ in seiner Schlichtheit und durch charmante Persönlichkeit. Dieses feine Musical erweist sich als wahres Juwel!
(Übersetzung: Angela Reinhardt)
Musikalische Leitung: Geoffrey Ko • Regie: Michael Greif und Schele Williams • Bühne: David Zinn und Brett J. Banakis • Kostüme: Paloma Young • Choreografie: Katie Spelman • Licht: Ben Stanton • Sounddesign: Nevin Steinberg • Projektionen: Lucy Mackinnon; Mit: Maryann Plunkett (Older Allie), Dorian Harewood (Older Noah), Joy Woods (Middle Allie), Ryan Vasquez (Middle Noah), Jordan Tyson (Younger Allie), John Cardoza (Younger Noah), Andréa Burns (Mother/ Nurse Lori), Carson Stewart (Johnny/Fin) u.a.
Aufmacherfoto: Julieta Cervantes