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Great Balls of Fire! – Die Jerry Lee Lewis Story

Energiegeladene One-Man-Show

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Staatstheater Kassel
von
Eine musikalische One-Man-Show von und mit Justin Hibbeler
Regie
Justin Hibbeler
Uraufführung
2023

Justin Hibbeler spielt sich als Jerry Lee Lewis die Seele aus dem Leib

Was für ein Live-Erlebnis! Jerry Lee Lewis stürmt aus der tiefsten amerikanischen Provinz ins nationale Rampenlicht, heiratet heimlich seine 13-jährige Cousine, die nur eine seiner insgesamt sieben Frauen sein wird. Sein Leben, seine Musik – in den Augen der Evangelikalen verdammungswürdig. Aber er lebt seine Leidenschaft, folgt seinen musikalischen Vorbildern nach. Er arbeitet mit ihnen und wird sie alle überholen und überleben. Jahre später beobachtet ein Nachtwächter von Graceland – dem Anwesen von Elvis Presley –, wie sich ein 76er Lincoln Continental durch den Kies der Zufahrt gräbt und nach einer letzten Beschleunigung das Tor rammt. Der Fahrer ruft mit einer Stimme ebenso schallenden Chroms: „I want to see Elvis! Just tell him, the killer’s here.“

Mit diesem Zitat beginnt der Soloabend „Great Balls of Fire! – Die Jerry Lee Lewis Story“. Ein Solo-Musical oder biografischer Liederabend, vielleicht reicht aber auch einfach nur die Beschreibung, dass es ein richtig gutes Theater-Erlebnis ist. Die Aufführungen sind ausverkauft. Justin Hibbeler spielt, singt und erzählt die Story von Jerry Lee Lewis, die auch die Geschichte des Rock ’n’ Roll selbst ist. Und davon, wie Lewis schwarze und weiße Musik zusammenbringt. Der kleine Junge, der keinen Sinn für Schulmusik und Frommes in einer der vielen Kirchen hat. Er imitiert am heimischen Piano und wird schließlich entdeckt.  Entlang der kraftvollen Songs geht dieser Abend auf eine Reise durch trübe Swimmingpools, schwitzige Tanzsäle und die britische Klatschpresse. Das Ende ist immer nah.

„Great Balls of Fire!“ ist eine Übernahme vom Landestheater Tübingen. Dort wurde das Stück 2023 uraufgeführt, jetzt kommt es durch das neue Ensemblemitglied Justin Hibbeler ans Staatstheater Kassel. Hier wird es im Wechsel im „tif – Theater im Fridericianum“ und im Club „Theaterstübchen“ gespielt. Getränke sind erlaubt, das Publikum sitzt an Bistro- und Stehtischen. Das erzeugt eine wunderbar authentische Atmosphäre. Man wohnt keinem Stück bei, man fühlt sich live dabei. Der Abend ist ein großer Genuss für Freude der Musik von Jerry Lee Lewis und seiner Zeitgenossen.

Einige Passagen und Originaldokumente werden nur auf Englisch zitiert. Wer da nicht ganz fit ist, bekommt nicht jedes Detail mit. Insgesamt überzeugt aber die Mischung aus erzählter Biografie, wenigen Spielszenen, Konzert und Toneinspielungen. Justin Hibbeler imitiert Lewis nicht. Er lässt aber seine Energie und musikalische Größe leibhaftig werden. Er ist pure Energie, ist Drama und Überheblichkeit, zeigt Genialität und Fragwürdigkeit.

Hibbelers eigene Regie (Mitarbeit: Olivia Müller-Elmau) ist dezent. Eine halbrunde Wand (Bühne: Sibylle Pfeiffer) steht vor dem Piano. An sie können alte Fotos gehängt werden und sie dient als Zeittunnel. Durchläuft Hibbeler ihn in der Rolle des Erzählers, verlässt er ihn als Jerry Lee. Immer wieder gibt es solche Live-Momente. Dezentes Licht macht aus dem Kellertheater einen Erlebnisort, ohne zu sehr auf Show zu setzen.

Dass dieser Abend begeistert, bestens unterhält und informiert, liegt vor allen Dingen schon mal an der hervorragenden Textgrundlage. Der Text von Hibbeler ist sprachlich wunderbar entwickelt. Es macht große Freude, den biografischen Miniaturen und fachkundig ausgewählten Episoden zu folgen. Die bekannten und unbekannteren Songs sind klug in die Handlung verwoben, geben biografische Bezüge wieder, wie es eben eine Competition-Show vermag.

Justin Hibbeler spielt sich die Seele aus dem Leib. Er hämmert mit Händen und wortwörtlich Füßen auf das alte Piano ein, nur die Stimme ist verstärkt. Er schleudert den Klavierstuhl, berichtet eindringlich, wie Jerry Lee das Piano bei einem Konzert in Brand setzt, nur damit der Konkurrent nach ihm nicht mehr darauf spielen kann. Atemlos geht es um Genialität und Abgründe. Hibbeler könnte damit wahrscheinlich den Rest seines Lebens durch die Republik touren. Schon jetzt kann man sich auf seine nächste Stückentwicklung freuen. Bis dahin sollte man sich „Great Balls of Fire!“ unbedingt ansehen.


Mitarbeit Regie: Olivia Müller-Elmau • Ausstattung: Sibylle Pfeiffer • Mit: Justin Hibbeler

Aufmacherfoto: Isabel Machado Rios

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