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SIG3201 | MUSICAL TODAY

School of Rock

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Staatstheater Kassel
von
Andrew Lloyd Webber (Musik)
Julian Fellowes (Buch)
Glenn Slater (Gesangstexte)
Regie
Marlene Pawlak
Uraufführung
2015

Talentierter Nachwuchs in Andrew Lloyd Webbers „School of Rock“

„School of Rock“ ist ein musikalisch ungewöhnliches Werk von Andrew Lloyd Webber. 14 Bandsongs hat er für die Bühnenadaption geschrieben. Es geht um einen vermeintlichen Aushilfslehrer, der den verwöhnten Kindern Rock statt Mathe beibringt. Nach der deutschsprachigen Erstaufführung in Linz (2023) gibt es seit März die erste (Amateur-)Aufführung in Osnabrück und jetzt die erste Staatstheater-Produktion in Kassel. Hier hat man bereits gute Erfahrung mit Stücken, bei denen der hauseigene Kinderchor „Cantamus“ integriert wird. Dieser Chor und die Solisten wurden hervorragend von der Leiterin Fiona Luisa und Peter Schedding einstudiert. Man vergisst schnell, dass hier Schülerinnen und Schüler singen, die morgens in der Schule waren und einmal die Woche zur Probe kommen. 50 Kinder wirken mit und begeistern durch sensationelles Talent in dem Stück nach dem Filmdrehbuch von Mike White und dem Musicalbuch von Julian Fellowes. Die Gesangstexte von Glenn Slater erklingen in der sehr guten Übersetzung von Timothy Roller.

Die hervorragende Profiband sitzt im höhenverstellbaren Orchestergraben auf der Bühne. Damit wird immer auch eine direkte Nähe zu den Darstellern möglich und es ist sehr schön, wenn die Kinder mit ihren Live-Instrumenten auf der Bühne mit der Band im Graben interagieren. Peter Schedding bietet einen hervorragenden Musicalsound und führt alle Beteiligten mit präzisem Dirigat durch das nie langweilige Stück. Schedding und Regisseurin Marlene Pawlak ist ihre Leidenschaft und Professionalität im Umgang mit dem Nachwuchs anzumerken. Pawlak schafft schnelle Übergänge, gibt den Schülerinnen und Schülern, aber auch den in kleinen Rollen aktiven Statisten viel Freiheit und führt alles sehr stringent zusammen. Die Live-Videobilder von Victoria Koberstein nutzen die auf der Raumbühne installierten Leinwände und Bildschirme für Detailaufnahmen.

Bühnenbildner Wolf Gutjahr muss die schon länger als Einheitsbühnenbild auf die Opernhausbühne gebaute „Raumbühne“ aus Gerüstelementen nutzen, die er mit Buchstaben und Worten verkleidet, was sich auch auf dem Bühnenboden fortsetzt. Bandinstrumente stehen auf Podesten und sind für rasche Verwandlungen ebenso rollbar wie Schultische und ein Sofa, das die WG andeutet, wo Dewey bei seinen Freunden wohnt. Kostümbildnerin Anna Rudolph gelingt es, die bunten Alltagsklamotten der Kinder auf uniformiert wirkende Variationen bei den Eltern, ganz in Grau, und eine türkisfarbene Lehrerschaft treffen zu lassen.

Vertretungslehrer Dewey Finn wird von Günther Harder sensationell dargestellt. Er strahlt mit seinen grün gefärbten Haaren und dem Pullunder ebenso Skurrilität aus wie Menschenliebe und Überzeugungskraft. Harder bringt eigene Band-Erfahrung mit, was seine schauspielerische und gesangliche Leistung so besonders macht. Wie er mit weit aufgerissenen Augen über die Bühne jagt, macht richtig Laune. Nele Neugebauer stellt Schulleiterin Rosalie Mullins wunderbar wandlungsfähig dar und bietet in gefühlvoll vorgetragenen musikalischen Stellen Gänsehautmomente. Auch als Choreografin war sie an der Produktion beteiligt – dabei fällt positiv auf, dass sie nicht nur sehr musikalische Massenszenen auf die Bühne bringt, sondern den Kindern choreografisch auch individuelle Momente und das Zeigen von Stärke ermöglicht. Deweys Freund Ned Schneebly wird von Justin Hibbeler ebenso überzeichnet und unterhaltsam dargestellt wie dessen Freundin Patty di Marco von Janina Steinbach.

Wenig überzeugend ist das für ein Musical zu dezente Licht, etwa wenn bei den Rockstücken ein paar Moving-Heads-Scheinwerfer gedreht werden, als sei man bei einer Kellerparty der Schüler. Es sieht imposant aus, wenn die kompletten Beleuchtungsbrücken heruntergefahren werden, aber man nutzt die Möglichkeiten des Scheinwerfer-Arsenals nicht. Am Ende funkelt auf, wie es hätte aussehen können, wenn die – während des Stückes teilweise auch auf der Bühne sitzenden Zuschauer – als Statisten beim Bandwettbewerb im grellen Scheinwerferlicht stehen und Nebel Theatermagie ermöglicht.


Musikalische Leitung: Peter Schedding • Choreografie: Nele Neugebauer • Bühne: Wolf Gutjahr • Kostüme: Anna Rudolph • Video-Regie: Victoria Koberstein • Licht: Holger Tschersich • Einstudierung CANTAMUS-Chor: Fiona Luisa und Peter Schedding • Mit: Günther Harder (Dewey Finn), Justin Hibbeler (Ned Schneebly/Herr Green), Nele Neugebauer (Rosalie Mullins), Janina Steinbach (Patty di Marco/Frau Bingham) u.a. • CANTAMUS – Chor des Staatstheaters Kassel

Aufmacherfoto: Martin Sigmund

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