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05 Carousel c Elisa Jasse | MUSICAL TODAY

Carousel

You’ll Never Walk Alone

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oRT
Theater und Konzerthaus Solingen & Folkwang Universität der Künste
von
Richard Rodgers (Musik)
Oscar Hammerstein II (Buch & Liedtexte)
Regie
Kay Link
Uraufführung
1945

Starke Ensemble-Leistung für „Carousel“

„Carousel“ ist bereits die fünfte gemeinsame Produktion des Theaters Solingen mit der Folkwang Universität der Künste. Die „Musicalstars von morgen“, hier in den Hauptrollen der Abschlussjahrgang 2026, zeigen ihr Können auf der großen Bühne und mit vollem Orchester der Bergischen Symphoniker unter der musikalischen Leitung von Stephan Kanyar. Regie führt Kay Link, die wunderbar aussehende Choreografie stammt von Andrew Chatwick. Alle drei sind Dozenten in Essen und haben in den sechs Wochen vor der Premiere mit den Studierenden viel und eng zusammengearbeitet.

Obwohl das Time Magazin „Carousel“ 1994 zum besten Musical des 20. Jahrhundert gewählt hat, wird das Werk von Rodgers & Hammerstein doch recht selten aufgeführt. Es mag daran liegen, dass das arienhafte Stück durchaus Ansätze von Oper und Operette hat. Auf der anderen Seite ist die Story so liebevoll und lustig erzählt, dass man in vielen Momenten ein Lächeln auf den Lippen hat. Hammerstein findet für seine Adaption des Bühnenstückes „Liliom“ von Ferenc Molnár zudem ein versöhnlicheres Ende. Der Karussellarbeiter Billy wird bei einem Raubüberfall erschossen. Julie, seine Frau, die als Fabrikarbeiterin ebenfalls ein sehr geringes Einkommen hat, erwartet zu dem Zeitpunkt ein Kind. Viele Jahre später darf der tote Billy nach einer „Gerichtsverhandlung“ für einen Tag auf die Erde zurückkommen. Dort bringt er seiner Tochter, die er nicht mehr kennenlernen durfte, ein Geschenk – und sowohl Mutter als auch Tochter verstehen. 

Lino Kalich (Billy), Anna Teodora Donosa-Danila (Julie) sowie Katalin Rohse (Carrie), Albert Gaßmann (Enoch) und Timm Moritz Marquardt (Jigger) bilden den Abschlussjahrgang 2026. Der hochgewachsene, dunkel gelockte Kalich machte schon letztes Jahr bei „Das Lächeln einer Sommernacht“ in einer Nebenrolle auf sich aufmerksam und zieht nun alle Blicke auf sich. Gesanglich wie schauspielerisch lässt er keine Wünsche offen und trägt seine Hauptrolle mit Leichtigkeit: die Schmierigkeit des verarmten Frauenhelden wie dann auch die große Liebe zu seinem ungeborenen Kind. Man darf sehr sicher sein, ihn schon bald auf den großen Bühnen des Landes zu sehen.

Auch die anderen Absolventinnen und Absolventen sind – wie dankenswerterweise allzumeist – sehr gut ausgebildet und echte Typen, sodass es eine Freude ist, ihnen den ganzen Abend zuzuschauen. Anna Teodora Donosa-Danila spielt Billys Frau Julie, die seine Launen erträgt und trotz allem zu ihm steht. Nicht zum ersten Mal fallen Katalin Rohse und Albert Gaßmann neben ihren gesanglichen Fähigkeiten durch ihr komisches Talent auf. Die beiden sorgen für die Lacher des Abends und spielen das so verliebte Paar. Timm Moritz Marquardt ist unangenehm – natürlich im besten Sinne. Er als Bösewicht überredet Billy dazu, den Raubüberfall zu begehen. Ebenfalls von ihrer besten Seite zeigt sich Anita Iselin, deren Mrs. Mullin diverse Fahrgeschäfte auf dem Jahrmarkt besitzt und will, dass Billy dort wieder arbeitet, auch wenn sie ihn zuvor entlassen hatte. Er war das Aushängeschild und der Magnet für Kundinnen. Sie ist herrlich verdreht und gibt sich ganz ihrem Charakter der Schaustellerin hin. Und auch sie liebt Billy …

Das alles spielt übrigens nicht in den 1940er Jahren, als das Stück entstand, sondern wurde von Regisseur Kay Link in den 80er Jahren angesiedelt. So dient ein kleiner Autoscooter beispielsweise als Gefährt für Billy. Das ist witzig, sorgt aber auf der anderen Seite dafür, dass es eine gewisse Schere bei Bild und Ton gibt, denn mit dem Pop-Sound der 80er hat das Stück einfach gar nichts zu tun. Man darf sich schon auf die weiteren Produktionen freuen, wenn die nächsten Jahrgänge in den größeren Rollen zu erleben sein werden. Viel Energie, tolle Tanzszenen und wunderbare Ensemble-Szenen sind bei ihnen auch diesmal schon zu bestaunen.


Musikalische Leitung: Stephan Kanyar • Choreografie: Andrew Chadwick • Ausstattung: Britta Tönne • Video: Nikolay Schröder • Mit: Lino Kalich (Billy Bigelow), Anna Teodora Donosa-Danila (Julie Jordan), Katalin Rohse (Carrie Pipperidge), Albert Gaßmann (Enoch Snow), Timm Moritz Marquardt (Jigger Craigin), Anita Iselin (Mrs Mullin), Alina Adam (Nettie Fowler), Bernhard Bauer (David Bascombe), Rudolf Schlager (Himmlischer Freund), Susanne Flury (Hüterin der Sterne), Lucia Prader-Pscheidl (Louise), Jan-Marten Gerve (Polizist), Leonard Linzer (Erster Hafenpolizist/Security Guard), Marie Ploner (Zweiter Hafenpolizist/Security Guard), Christina Verrieth (Arminy), Tamino Herzog (Enoch Snow Jr.), Rudolf Schlager (Budenbesitzer) u.a. • Bergische Symphoniker

Aufmacherfoto: Elisa Jasse

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