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3 Musketiere – Das Musical

Alles richtig gemacht

oRT
Freilichtspiele Tecklenburg
von
Rob und Ferdi Bolland (Musik und Gesangstexte)
André Breedland (Buch)
Regie
Andreas Gergen
Uraufführung
2003

„3 Musketiere – Das Musical“ neu und aufregend inszeniert

Die Freilichtspiele Tecklenburg feiern in diesem Sommer ihr 100-jähriges Bestehen. Nach dem Familienstück „Madagascar“ und dem stets ausverkauften „Mamma Mia!“ reiht sich „3 Musketiere – Das Musical“ in die diesjährige Premierenserie ein. Und gleich vorweg: Das ist Freilicht-Kunst auf allerhöchstem Niveau.

Intendant Radulf Beuleke hat das Team auf und hinter der Bühne makellos zusammengestellt. So war von den Proben zu hören, man hätte sich gegenseitig derart beflügelt, dass alle Gewerke im höchsten Maße kreativ und produktiv waren. Der Lohn ist minutenlanger, stehender Applaus bei der Premiere und so viele strahlende Gesichter, dass sich jeder Schmerz in den Füßen und jeder Liter Schweiß gelohnt haben. Und davon gibt es eine Menge: Choreograf Francesc Abós schuf gemeinsam mit Regisseur Andreas Gergen moderne, teils herausfordernde Choreografien, die stets auf den Punkt passen. Dabei bekommt das Ensemble viel mehr zu tun als in früheren Produktionen. Alles fügt sich bestens in das Gesamtbild ein, die Produktion erklärt sogar die Handlung besser als zuvor. Beispielsweise gibt es mit Giulia Fabris und Andrew Chadwick ein Duo, das die dramatische Liebe zwischen Athos und Milady de Winter vertanzt. Hinzu kommen die herausragenden Fechtszenen von Fabian Broermann, der mal Massenszenen entstehen und dann wieder kleine Gruppen nacheinander kämpfen lässt, während die anderen quasi im Standbild einfrieren. Allein das alles ist ein Schmaus für die Augen. Die meist zeitgenössischen Kostüme von Fabienne Ank und das Licht von Sebastian Benker tun ihr Übriges.

Kommt der erste Akt noch mit einigen Lachern und amüsanten Einfällen daher, wird die Show im zweiten Teil von Minute zu Minute düsterer. Das hat viel zu tun mit der Rolle des Kardinal Richelieu, die von Alexander di Capri dargestellt wird. Er bekommt mehr Raum als in vergangenen Inszenierungen und zeigt sich als durch und durch böse. Er missbraucht den Namen Gottes für all seine Untaten und ist in der Niedertracht gefangen. Das gipfelt im Song „Nicht aus Stein“, wo der Kardinal zunächst andere Menschen tötet, bevor er sich mit einer Peitsche selbst kasteit. Wahrlich nichts für zartbesaitete Leute.

Fabelhaft besetzt ist auch Milady de Winter, die vielschichtig von Bettina Mönch dargestellt wird. Ihr ganzes Leben ist geprägt vom Kampf gegen die Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren sind. Die Frau, die niemals lieben durfte, ist tief verzweifelt und unendlich traurig. „Milady ist zurück“ oder auch „Männer“ werden zu besonderen Momenten, bei denen Mönch zum großen Glück wieder mal zeigen darf, wie großartig sie doch singen kann.

Einfach zauberhaft und zum Verlieben spielt Raphael Groß den jungen D’Artagnan, der auszog, um Musketier zu werden und seinen Vater stolz zu machen; in einem ersten, ruhigen und bewegenden Moment interpretiert er den Song „Vater“. Dann begegnet der junge Mann den Musketieren Athos (Filippo Strocchi), Porthos (Benjamin Eberling) und Aramis (Fin Holzwart), und die Geschehnisse nehmen ihren Lauf. Die drei harmonieren gemeinsam bestens, dürfen jeder für sich zeigen, was sie können, und agieren zusammen mit großem Spaß, der sich auch auf das Publikum überträgt. D’Artagnan wird in dieser Inszenierung schnell erwachsen und lernt, dass das Leben nicht nur aus Leichtigkeit besteht. Für Gesang, Schauspiel und die geballte Ladung Energie: Chapeau an Raphi Groß!

Die weiteren Darstellerinnen und Darsteller dürfen nicht unerwähnt bleiben: Celena Pieper als liebenswerte Constance, Navina Heyne als Königin Anna, Martin Pasching als ihr Mann Ludwig XIII., Christian Schöne als Richelieus ebenfalls böser Untertan Rochefort sowie Florian Albers als Herzog von Buckingham. Sie alle runden das starke Ensemble ab, ebenso wie Nicolai Schwab als fideler Conferencier, der Rochefort angstfrei die Stirn bietet. Auch das 22-köpfige Orchester unter der versierten Leitung von Klaus Wilhelm leistet ganze Arbeit. Dieser volle Klang aus dem Graben ist einfach wunderbar und macht noch viel mehr Spaß als beispielsweise in der Rotterdamer Uraufführung 2003. Alles richtig gemacht also!


Musikalische Leitung: Klaus Wilhelm • Choreografie: Francesc Abós • Fight Director: Fabian Broermann • Bühne: Jens Janke • Kostüme: Fabienne Ank • Licht: Sebastian Benker • Mit: Raphael Groß (D’Artagnan), Bettina Mönch (Milady de Winter), Alexander di Capri (Kardinal Richelieu), Celena Pieper (Constance), Filippo Strocchi (Athos), Benjamin Eberling (Porthos), Fin Holzwart (Aramis), Navina Heyne (Königin Anna), Martin Pasching (König Ludwig XIII.), Christian Schöne (Rochefort), Nicolai Schwab (Conferencier), Florian Albers (Herzog von Buckingham) • Chor und Orchester der Freilichtspiele Tecklenburg

Aufmacherfoto: Stephan Drewianka

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