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Singin‘ in the Rain

Tanz im Regen

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Theater Pforzheim
von
Nacio Herb Brown & Arthur Freed (Musik und Gesangstexte)
Betty Comden & Adolph Green (Buch und Adaption)
Regie
Oliver Pauli
UraufführunG
1983

Mit dem Musical in die Zeit des frühen Tonfilms

Gene Kelly und sein ikonischer Tanz im Regen, ein unvergänglicher Titelsong, weitere Songs wie „You Are My Lucky Star“, „Good Morning“ und natürlich „Make ’Em Laugh“: Ohne Zweifel gehört „Singin’ in the Rain“ zu den bekanntesten und beliebtesten Musicalfilmen der Geschichte. Das American Film Institut kürte den 1952 entstandenen Streifen sogar zum besten Musicalfilm aller Zeiten. Darf man einen solchen Klassiker in ein Bühnenmusical umwandeln? Zumal sich niemand eine Kopie oder gar einen Ersatz für den ebenso sportlichen wie ironischen Gene Kelly vorstellen könnte? Kelly war und ist – neben seinem eleganteren Kollegen, dem nahezu schwerelosen Fred Astaire – zweifellos der beste Tänzer und innovativste Choreograf in der Geschichte Hollywoods.

Aber ja, natürlich konnte man den Film adaptieren und es wurde auch bereits 1983 gewagt, als das gleichnamige Musical in London uraufgeführt wurde. Möglich machten dies neue Choreografien, die auf einiges von Gene Kellys Original verzichteten, das sich ohnehin nur mit den Mitteln des Kinos verwirklichen ließ. Choreografen wie Peter Gennaro in London oder Twyla Tharp in New York schufen bemerkenswerte Neuinterpretationen, die sich gleichwohl an der Vorlage orientierten.

Nun wird das Musical im Theater Pforzheim gezeigt und fügt dessen Reigen gelungener Produktionen eine weitere Farbe hinzu. Die Handlung führt ins Hollywood der späten 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, mitten hinein in die Zeit des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm. Für viele große Stummfilmstars endete seinerzeit die Karriere, da ihre Stimmen nicht mikrofongeeignet waren. Im Dreieck zwischen dem piepsigen Stummfilmstar Lina Lamont, ihrem charmanten Kollegen Don Lockwood und der jungen Nachwuchsschauspielerin Kathy Selden (im Film die entzückende Debbie Reynolds) sind die Verwicklungen vorprogrammiert.

Mit Samuel Schürmann haben die Pforzheimer für die Gene-Kelly-Partie eine Idealbesetzung gefunden. Sein Don Lockwood ist charmant, er hat eine sehr angenehme Gesangsstimme und ist ein souveräner Tänzer, was er besonders im großen „Broadway Ballet“ eindrucksvoll demonstriert. Die beiden Choreografen Sophia Klemisch und Mar Rodríguez Valverde, welche die bekannten Tanznummern fantasievoll variieren, bereichern diese eingeschobene Traumsequenz (eine besondere Spezialität in vielen Gene-Kelly-Filmen) durch kurze Szenen aus Musicals unserer Zeit, wie etwa „On the Town“, „Cats“, „Phantom der Oper“ oder „Chicago“. Und auch die zweite große Rolle, die junge, hübsche Kathy Selden, ist in allerbesten Händen: Joanna Lissai bildet mit Schürmann ein wahres Traumpaar. Mit ihr haben die Pforzheimer ein echtes Musical-Juwel in den eigenen Reihen.

Auch ihre Gegenspielerin Lina Lamont kann begeistern. Wie Franziska Fait ihrer eigentlich sehr schönen Sopranstimme über zwei Stunden einen piepsigen Kleinmädchen-Ton verleiht, das verdient höchste Anerkennung. Dass die Rolle von Cosmo Brown unauffälliger ausfällt als im Film, liegt an der hier weniger spektakulären Choreografie, nicht an Soufjan Ibrahim, der die Partie charmant spielt und angemessen singt. Auch das restliche Ensemble trägt zu dem überzeugenden Gesamteindruck bei.

Dazu kommt das schwungvolle Dirigat von Michael Pichler, der Nacio Herb Browns unvergänglichen Hollywood-Melodien nichts schuldig bleibt. Regisseur Oliver Pauli präsentiert das Stück als leichte, beschwingte Komödie: nicht mehr, aber auch nicht weniger. Insgesamt erlebt man einen sehr unterhaltsamen, stimmungsvollen Abend mit wunderbaren Melodien, hinreißenden Tanzszenen und einer charmanten Story – sehr zu empfehlen.


Musikalische Leitung: Michael Pichler • Choreografie: Sophia Klemisch und Mar Rodríguez Valverde • Stepptanz: Sophia Klemisch • Ausstattung: Esther Bätschmann • Licht: Michael Borowski • Mit: Samuel Schürmann (Don Lockwood), Joanna Lissai (Kathy Selden), Soufjan Ibrahim (Cosmo Brown), Franziska Fait (Lina Lamont), Lukas Schmid-Wedekind (R.F. Simpson), Bernhard Meindl (Roscoe Dexter), Dorothee Böhnisch (Dora Bailey), Vivien Andrée (Zelda Zanders, Hofdame im Film), Janne Geest (Mary Margret/Miss Dinsmore), Dirk Konnerth (Rod), Santiago Bürgi (Spendryll/Bösewicht im Film), Leopold Bier (Polizist), Philipp Werner (Experte im Film) • Tanz Theater Pforzheim • Badische Philharmonie Pforzheim

Aufmacherfoto: Jochen Klenk

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