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Sister Act

Einfach fabelhaft, Baby!

oRT
Staatstheater Augsburg
von
Alan Menken (Musik)
Glenn Slater (Gesangstexte)
Cheri und Bill Steinkellner (Buch)
Regie
Frank Matthus
Uraufführung
2006

Geballte Nonnenpower bringt das Rote Tor zum Brennen

„Zeig mir den Himmel“: Den erfolgreichen Kinofilm „Sister Act“ von 1992 mit Whoopi Goldberg kennt wohl jeder, jetzt begeistert die Musicaladaption von Disney-Komponist Alan Menken auf der Freilichtbühne in Augsburg.

Im Philadelphia der 1970er Jahre droht Deloris van Cartiers Traum von der Sängerkarriere zu zerplatzen, als sie ihren Liebhaber Curtis bei einem Mord erwischt, woraufhin sie von Polizist Eddie Fritzinger als Zeugenschutzmaßnahme ins Kloster zur heiligen Jungfrau geschickt wird. Dort mischt sie als Schwester Mary Clarence das karge Konvent-Leben der Nonnen ordentlich auf, deren Kloster das baldige Aus durch chinesische Investoren droht. Als Erziehungsmaßnahme wird Deloris von der strengen Mutter Oberin zur Leitung des desaströsen Kirchenchores verdonnert. Durch ihre Gesangserfahrung und positive Energie macht sie aus dem biederen Krächz-Konzert einen himmlisch-fetzigen Gospelchor. Doch während sich die Kirche zum Gottesdienst zunehmend mit begeisterten Gläubigen bis hin zum Papst füllt, führt der Ruhm auch den rachsüchtigen Curtis und seine Handlanger auf die Fährte von Deloris. Gemeinsam mit ihren neu gewonnenen Schwestern triumphiert sie schließlich nicht nur gegen das Böse, sondern bei der Augsburger Premiere auch gegen den Regen, der den ganzen Abend über ein stetiger Begleiter ist.

Die Freilichtbühne am Roten Tor hat mit ihren über 2.000 Sitzplätzen eine weite Spielfläche, die erst mal gefüllt werden muss – so wie hier mit einem pompösen, halbrunden Treppenbau samt Säulen und Bogenfenstern, der in diesem Sommer auch Puccinis Oper „Turandot“ als Bühnenbild dient. Die Augsburger Band „Abyss & The Holy Horns“ spielt unter der musikalischen Leitung von Sebastiaan van Yperen mit klarem Soul-Sound auf. Bei den Kostümen tobt sich Aleksandra Kica vor allem gegen Stückende mit Glitzer und Glamour gründlich aus. Regisseur Frank Matthus geht gekonnt mit dem knackigen Buch um: Komik und gutes Timing bestimmen die Dialoge, für die meisten Lacher sorgt der schiefe Gesang des Nonnenchors, sie „entbehren, um mit Jesus zu verkehren“.

Die Besetzung überzeugt auf ganzer Linie durch Spielfreude und Charaktertiefe. Von der ersten Hitnummer „Fabelhaft, Baby“ an bringt Dominique Aref als Deloris mit strahlender Energie Stimmung in die heiligen Hallen. Dort wird sie von den Power-Nonnen um die Lehrlingsschwester Mary Robert (Marije Louise Maliepaard), die sirenenlaute Schwester Mary Patrick (Nadine Stöneberg), Schwester Mary Lazarus (Natalie Hünig) oder auch Schwester Augusta (Gerhard Werlitz) aufgenommen. Harmonisch in Spiel und Gesang ist diese Truppe von „Nonnen im Kloster“ wahrlich „heiß wie ein Toaster“.

Lieblich gesungen von Dennis Weissert, begeistert der schüchterne Polizist Eddie „Schwitzefritze“ Fritzinger, der seit Schulzeiten von Deloris angetan ist, das Publikum während seiner Hitnummer „Tief in mir“ nicht nur mit seiner Glitzerhose, sondern mit tiefen Einblicken in sein Innerstes. Überzeugend agiert auch Cedric Lee Bradley als gemeiner Clan-Chef Curtis. Für die kurzfristig ausgefallene Susanna Panzner übernimmt am Premierenabend Maryanne Kelly, die mit Spickzettel in der Heiligen Schrift die trockene Direktheit der Klostermutt – will heißen Oberin – bravourös meistert.

Alles andere als trocken ist der Himmel, was aber niemanden auf der Bühne davon abhält, die Gospel-Songs zu Jazz-Choreografien zunehmend energetischer gen Himmel zu schmettern. Das imprägnierte Premierenpublikum bleibt von der gestrichenen Pause unbeeindruckt und lässt sich begeistert mitreißen. In Augsburg steht weder Wind noch Wetter dem Musical im Weg!


Musikalische Leitung: Sebastiaan van Yperen • Regie: Frank Matthus • Choreografie: Ralph Frey • Bühne: Karel Spanhak • Kostüme: Aleksandra Kica • Licht: Günter Zaworka • Mit: Dominique Aref (Deloris van Cartier), Maryanne Kelly (Mutter Oberin), Marije Louise Maliepaard (Schwester Mary Robert), Nadine Stöneberg (Schwester Mary Patrick/Tina), Natalie Hünig (Schwester Mary Lazarus), Anna Angelini (Schwester Mary Curata/Michelle), Mirjana Milosavljević (Schwester Mary Nirvana), Melanie Maderegger (Schwester Mary Lichter), Julia Bergen (Schwester Mary Honorata), Svea Harder (Schwester Mary Lafer), Amy Sellung (Schwester Mary Passionata), Carola Bach (Schwester Mary Fugata), Gerhard Werlitz (Schwester Mary Augusta), Klaus Müller (Monsignore O’Hara/Ernie), Dennis Weissert (Eddie Fritzinger), Cedric Lee Bradley (Curtis Jackson), Christian Sattler (TJ), Tillmann Schmuhl (Joey), Brandon Miller (Pablo) • Band: Abyss & The Holy Horns

Aufmacherfoto: Jan-Pieter Fuhr

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